Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E15-E16
DOI: 10.1055/s-0039-3401105
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mütterliche Mortalität im Rahmen einer Fruchtwasserembolie – ein Fallbericht

S Enengl
1   Kepler Universitätsklinikum Linz, Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie, Linz, Österreich
,
RB Mayer
1   Kepler Universitätsklinikum Linz, Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie, Linz, Österreich
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R Altmann
1   Kepler Universitätsklinikum Linz, Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie, Linz, Österreich
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O Shebl
1   Kepler Universitätsklinikum Linz, Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie, Linz, Österreich
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L Angleitner-Boubenizek
1   Kepler Universitätsklinikum Linz, Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie, Linz, Österreich
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P Oppelt
1   Kepler Universitätsklinikum Linz, Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie, Linz, Österreich
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Fruchtwasserembolie stellt ein seltenes aber gefürchtetes Ereignis in der Geburtshilfe dar und ist mit hoher maternaler Mortalität verbunden. Die Pathophysiologie ist bis dato nicht vollständig geklärt, die Einschwemmung von Bestandteilen des Fruchtwassers in den mütterlichen Kreislauf sowie eine in weiterer Folge resultierende Prostaglandinfreisetzung mit pulmonaler Vasokonstriktion spielen eine wesentliche Rolle. Eine ebenso durch Fruchtwasser Bestandteile ausgelöste disseminierte intravasale Gerinnung mit konsekutiver Verbrauchskoagulopathie zieht erhebliche Blutungskomplikationen und Lebensgefahr für die Betroffene mit sich.

Material/Methoden:

Retrospektive Fallanalyse.

Ergebnisse:Eine 26-jährige Zweitpara entwickelt kurz nach Blasensprung und einer hyperventilatorischen Phase intrapartal ein Krampfgeschehen, was die Indikation zur Notsectio erfordert. Nach Kindsentwicklung stellt sich unerwartet ein Herzkreislaufstillstand dar, es wird mit einer intraoperativen Reanimation für 40 Minuten begonnen. Parallel erfolgt der Verschluss der Uterotomie, Versorgung eines Zervixrisses, operative Behandlung einer Atonie mittels Kompressionsnähten und anschließend Einlage eines Bakriballons. Nach Anschluss an die Herzlungenmaschine wird die Patientin unter massivem Einsatz von Blutersatzprodukten und Gerinnungsfaktoren intensivmedizinisch überwacht. Am Folgetag wird bei zunehmendem Blutverlust und Instabilität die Indikation zur Hysterektomie gestellt. In weiterer Folge muss bei massiver nicht beherrschbarer Leberblutung ein Leberpacking erfolgen. Leider entwickelt die Patientin daraufhin neurologische Auffälligkeiten, wobei sich radiologisch Einklemmungszeichen und ein Hirnödem darstellen lassen. Nach Reduktion der Therapie auf Comfort Terminal Care verstirbt die Patientin am 4. postpartalen Tag.

Diskussion:Aufgrund der Seltenheit des Krankheitsbildes gibt es keine klar empfohlenen Handlungsalgorithmen bei vermuteter Fruchtwasserembolie. Abgesehen von hypoxischer Schädigung der Betroffenen stellt eine lebensbedrohliche Komplikation die Blutungsneigung im Rahmen einer Verbrauchskoagulopathie dar. Kontrolle der postpartalen Blutungssituation ist somit unumgänglich.

Referenz:

Tamura N et al. Amniotic fluid embolism: Pathophysiology from the perspective of pathology. J Obstet Gynaecol Res. 2017 Apr;43(4):627 – 632.