Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E18
DOI: 10.1055/s-0039-3401111
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Peripartales Outcome bei vaginal angestrebten Beckenendlagengeburten: Vergleich Steißlage gegen Steiß-Fuß-Lage – eine prospektive Kohortenstudie

L Jennewein
1   Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin Goethe Universitätsklinik Frankfurt, Frankfurt a. M., Deutschland
,
CJ Möllmann
1   Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin Goethe Universitätsklinik Frankfurt, Frankfurt a. M., Deutschland
,
R Allert
1   Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin Goethe Universitätsklinik Frankfurt, Frankfurt a. M., Deutschland
,
D Brüggmann
1   Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin Goethe Universitätsklinik Frankfurt, Frankfurt a. M., Deutschland
,
F Louwen
1   Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin Goethe Universitätsklinik Frankfurt, Frankfurt a. M., Deutschland
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Fragestellung:

Das klinische Management von Beckenendlagengeburten ist im Wandel. Internationale Leitlinien haben die vaginale Steißgeburt reifer Kinder wieder als sicheren Geburtsweg anerkannt. Trotz dessen wird noch immer häufig ein Kaiserschnitt im Beratungsgespräch durch die behandelnden Gynäkologen bevorzugt empfohlen – am ehesten aufgrund verloren gegangener Erfahrung mit der Steißlagengeburt. Geltende Empfehlungen entstammen größtenteils Lehrbüchern und Expertenmeinungen jedoch nicht klinischen Studien. So gilt die Steiß-Fuß-Lage als unkompliziertere Ausgangsposition als die reine Steißlage. In einer großen klinischen Kohorte an vaginal angestrebten Beckenendlagengeburten wurde dies jedoch nie untersucht. Das Ziel dieser Studie ist es, das peripartale Outcome von vaginal angestrebten Geburten aus reiner Steißlage mit Geburten aus vollkommener und unvollkommener Steiß-Fuß-Lage zu vergleichen.

Methoden:

In einer prospektiven Kohortenstudie wurden 1168 Patientinnen mit reifem Kind (≥37+0 SSW.) in Steißlage und Steiß-Fuß-Lage (unvollkommen sowie vollkommen), die einen vaginalen Entbindungsversuch anstrebten von 2004 – 2018 eingeschlossen. Primärer Endpunkt ist das fetale Outcome, evaluiert mit einem modifizierten PREMODA-Score. Sekundäre Endpunkte sind Kaiserschnittrate und die mütterliche Geburtsverletzung. Die Endpunkte wurden mittels Pearsons Chi Quadrat Test auf Unterschiede zwischen den Geburten aus reiner Steißlage und Geburten mit initialer Beinbeteiligung (Unvollkommene und vollkommene Steiß-Fuß-Lage) untersucht.

Ergebnisse:

Die fetale Morbidität bei vaginal angestrebten Beckenendlagengeburten unterscheidet sich nicht signifikant in Geburten aus reiner Steißlage (RSL) (n = 884) im Vergleich zu Geburten aus Steiß-Fuß-Lage (SFL) (n = 284). Die Rate an sekundären Kaiserschnitten unterscheidet sich ebenfalls nicht signifikant zwischen beiden Gruppen (RSL 24,8%, SFL 21,9%). Betrachtet man alle vaginalen Geburten (vRSL n = 656; vSFL n = 227), findet sich kein signifikanter Unterschied in der fetalen Morbidität in Abhängigkeit der Beinposition der Kinder. Ein signifikanter Unterschied in der Dammrissrate (vRSL 49,5%, vSFL 48,0%) konnte nicht gefunden werden. Geburten aus SFL bedurften signifikant häufiger manueller Hilfe (50,2% aller vaginalen Geburten) als Geburten aus RSL (39,6% aller vaginalen Geburten).

Schlussfolgerungen:

Vaginal angestrebte Beckenendlagengeburten am Termin bei Frauen mit Kindern in reiner Steißlage oder Steiß-Fuß-Lage unterscheiden sich nicht in peripartaler maternaler oder fetaler Morbidität. Bei Geburten aus Steiß-Fuß-Lage muss signifikant öfter manuelle Hilfe zur Kindsentwicklung erfolgen. Dies widerspricht der Lehrbuchmeinung, dass die Steiß-Fuß-Lage eine günstigere Ausgangsposition für eine vaginal angestrebte Steißgeburt darstelle. Im Rahmen der Re-Implementierung der vaginalen Beckenendlagengeburt wäre es nach Daten dieser klinischen Studie sinnvoll vorerst Erfahrungen mit Geburten aus reiner Steißlage zu sammeln.