Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E19
DOI: 10.1055/s-0039-3401113
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vermeidung der Konsequenzen von schwangerschaftsassoziierter Adipositas bei Mutter und Kind: Ein systematisches Review mit Metaanalyse nach strengen modernen Qualitätskriterien, Registrierung: PROSPERO CRD42018089009

S Behnam
1   Philipps Universiät, Marburg, Deutschland
2   Clara Angela Foundation, Witten, Deutschland
,
N Timmesfeld
3   Ruhr-Universität, Abteilung für medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Bochum, Deutschland
,
B Arabin
2   Clara Angela Foundation, Witten, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Zielsetzung:

Weltweit steigt die Prävalenz von Adipositas – auch während der Schwangerschaft (1). Verschiedene Interventionen mit widersprüchlichen Ergebnissen wurden publiziert. Ziel dieser Arbeit ist es, Interventionen zur Vermeidung maternaler und fetaler Folgen darzustellen und gleichzeitig die Qualität von Audit und Registrierung der eingeschlossenen randomisierten Studien zu untersuchen.

Methoden:

Nach einer systematischen Suche in Datenbänken von EMBASE, Pubmed und Cochrane erfolgte eine Auswahl aller Studien, bei denen Sport, Diät, eine Kombination beider oder eine Verhaltenstherapie bei übergewichtigen oder adipösen schwangeren Frauen mit folgendem primären Outcomes durchgeführt wurde: Gestationsdiabetes (GDM), hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft (HIP), neonatale Mortalität, Verlegung auf die neonatale Intensivstation. Die Studienselektion und Bewertung mittels des Cochrane Risk of bias tools erfolgte durch zwei unabhängige Autoren (SB, NT) und bei Unsicherheit durch einen dritten Reviewer (BA). In Subgruppen untersuchten wir, ob Studien VOR ihrer Durchführung international registriert waren und, ob ein Audit der Interventionen stattfand.

Ergebnisse:

Aus 935 gesichteten Titeln selektierten wir 24 randomisierte kontrollierte Studien.

Primäre Outcomes:

Eine signifikante Reduktion an HIP konnte durch Sport erzielt werden: OR 0.52 (95% CI 0.28 – 0.95, n = 4). Keine der untersuchten Interventionen verringerte signifikant die Odds für GDM, neonatale Mortalität oder Verlegung des Kindes auf die Intensivstation.

Sekundäre Outcomes:

Eine Reduktion exzessiver Gewichtszunahme wurde durch Sport und Verhaltenstherapie erzielt: OR 0.67 (95% CI 0.48 – 0.94, n = 5) und OR 0.44 (95% CI 0.21 – 0.92, n = 3). Die Kombination von Sport und Diät bewirkte einen signifikanten Abfall von Frühgeburten: OR 0.7 (95% CI 0.51 – 0.96, n = 4).

Subgruppen:

Bei der ausschließlichen Betrachtung präregistrierter Studien (n = 15) blieb keiner der Effekte signifikant. Nicht alle eingeschlossenen Studien objektivierten die Compliance der Teilnehmer, z.B. durch Schrittzähler oder Diätprotokolle. Bei einer Selektion nach diesen Kriterien wurde die Reduktion an HIP durch kombinierte Interventionen signifikant: OR: 0.53 (95% CI 0.29 – 0.96, n = 6).

Diskussion:

Zum ersten Mal wurden strenge Selektionskriterien generell und speziell bei einer Meta-analyse zur Prävention Adipositas-assoziierter Folgen in der Schwangerschaft angewandt. Die Auswertung ausschließlich prä-registrierter Studien führte zu keinem signifikanten Ergebnis, allerdings machten sich striktere Kontrollen der Patientinnen positiv bemerkbar. Die globale Adipositas Epidemie erfordert intensivere Bemühungen im Hinblick auf eine Aufklärung und Motivation zur Veränderung des Lebensstils von Schwangeren, da nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Nachkommenschaft durch fetale Programmierung langfristigen irreversiblen Gesundheitsrisken ausgesetzt sind.

Quellen:

[1] Poston et al. The Lancet Diabetes & Endocrinology 2016; 4(12):1025 – 36.