Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E25
DOI: 10.1055/s-0039-3401125
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Management der akuten peripartalen kardialen Dekompensation (PPCM) bei kardial vorerkrankten Schwangeren

E Langer
1   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
,
I Kühnert
2   Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Leipzig, Deutschland
,
A Hagendorff
3   Universität Leipzig, Klinik für Kardiologie, Leipzig, Deutschland
,
S Eifert
4   Herzzentrum Leipzig, Herzchirurgie, Leipzig, Deutschland
,
H Stepan
1   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Geburtsmedizin, Leipzig, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Hintergrund:

Die Anzahl an kardial vorbelasteten Frauen, die ein reproduktives Alter erreichen, ist stetig zunehmend. Junge herzkranke Frauen, die noch vor Jahren kaum an eine Schwangerschaft dachten, erreichen heute, dank modernen Kardiologie und Herzchirurgie, unsere Kreißsäle. In Abhängigkeit von der Schwere der bestehenden Herzerkrankung besteht die Gefahr einer peripartalen kardialen Dekompensation. Darüber hinaus gibt es das spontane Krankheitsbild der peripartalen Kardiomyopathie (PPCM), die klinisch als dilatative Kardiomyopathie imponiert. Die Koinzidenz mit einer Autoimmunerkrankung z.B. endokrinen Neoplasien (MEN) wird diskutiert.

Kasuistik:

Wir berichten über eine 24-jährige schwangere Patientin mit dilatativer Kardiomyopathie (DCM, NYHA IV) und Mitralklappeninsuffizienz (Grad III), die sich in der 28 + 3 SSW fulminant verschlechterte (LVEF 20%). Es bestand eine kardiale Vorerkrankung (kombiniertes Aortenvitium mit leichtgradiger Aortenstenose bei angeborener bikuspidaler Klappe). Es wurde aufgrund der sich verschlechternden mütterlichen Situation elektiv per Re-Sectio (mit Tubensterilisation) ein Mädchen (Apgar 6/8/8, 1120 g, pH 7,23) entwickelt. Direkt nach der Kindsentwicklung kam es intra partum zu Kammerflimmern mit nachfolgender Asystolie. Die Patientin konnte intraoperationem im kardiogenem Schock erfolgreich reanimiert werden. Drei Monate postpartal wurde als Zufallsbefund eine Raumforderung der Schilddrüse festgestellt. Es lag ein papilläres Schilddrüsenkarzinom vor. Im Anschluss wurde eine totale Thyreoidektomie mit anschließender Neck-dissection sowie orale Radiojodtherapie (Jod131oral) durchgeführt.

Schlussfolgerung:

Kardiologische Erkrankungen in der Schwangerschaft erfordern eine maximale interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Anästhesiologie, Kardiologie und Geburtshilfe. Herzkranke Frauen sollen präkonzeptionell eine spezialisierte Beratung erhalten. Die PPCM ist selten und wird oft nicht als solche erkannt. Als Pathophysiologie werden immunologische, endokrine und virale Mechanismen diskutiert. Die Prognose ist schlecht und die Therapie erfolgt symptomatisch entsprechend einer dilatativen Kardiomyopathie.