Z Gastroenterol 2020; 58(01): e17-e18
DOI: 10.1055/s-0039-3402146
Poster Visit Session II Clinical Hepatology, Surgery, LTX: Friday, February 14, 2020, 2:40 pm – 3:25 pm, Lecture Hall P1
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Antibiotische Therapie von Leberabszessen: Enterokokken sind eine häufige Ursache für ein Therapieversagen

D Ohm
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Germany
,
J Rödel
2   Institut für medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany
,
U Will
3   Medizinische Klinik III, SRH Waldklinikum Gera, Gera, Germany
,
A Stallmach
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Germany
,
T Bruns
4   Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Aachen, Aachen, Germany
,
P Reuken
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
03 January 2020 (online)

 

Hintergrund:Die Therapie eines Leberabszesses beruht neben der Drainage und ggf. chirurgischen Intervention als einem weiteren Hauptpfeiler auf einer empirischen Antibiotikatherapie, die in der Regel als kalkulierte Therapie erfolgt. Voraussetzung für eine suffiziente anti-infektive Therapie ist dabei die Kenntnis über das lokale Erreger- und Resistenzspektrum sowie über Risikofaktoren für das Vorhandensein von Resistenzen.

Methoden:Es wurden alle Patienten, die zwischen 2014 und 2019 in unserer Klinik behandelt wurden, eingeschlossen. Die entweder mittels Punktion des Abszesses gewonnenen Kulturen wurden retrospektiv auf Erregerverteilung, -häufigkeit und vorliegende Resistenzen analysiert. Daten zur Antibiotikatherapie, klinische, laborchemische und anamnestische Daten wurden zur Identifikation von Risikofaktoren für Resistenzen erhoben.

Ergebnisse:Bei 37 (65%) Patienten gelang ein Erregernachweis. Bei 14 Patienten konnte E. coli (37,9%), bei 13 Enterococcus spp. (35,1%), davon 3 VRE, bei 7 Streptococcus spp. (19%) und bei weiteren 7 Klebsiella spp. (18,9%) nachgewiesen werden. In 2 Fällen wurde eine Amöbiasis festgestellt. Insgesamt war die kalkulierte Antibiotikatherapie in 21 (56,8%) der 37 Patienten mit positivem Erregernachweis nicht vollständig effektiv und bei 24 (64,9%) dieser Patienten wurde die antibiotische Therapie nach Kenntnis des Antibiogramms umgestellt. Bei E. coli-Nachweis war die kalkulierte Antibiotikatherapie bei 3 Stämmen nicht effektiv (17,7%), während bei Enterococcus faecium bei 8 (72,7%) und bei Enterococcus faecalis bei 4 (80%) der Stämme eine ineffektive empirische Antibiotikatherapie erfolgte. Patienten mit Enterokokkennachweis zeigten einen längeren Krankenhausaufenthalt (p = 0,02), eine längere Antibiotikatherapiedauer (p = 0,013) und ein erhöhtes Risiko für eine chirurgische Intervention (p = 0,004). Risikofaktoren für eine Enterokokkeninfektion waren eine hepatobiliäre (p = 0,007) oder pankreatische (p = 0,034) Vorerkrankung, sowie eine Gallengangsintervention in den letzten 90 Tagen (p = 0,019).

Schlussfolgerung:Infolge häufigen Auftretens von Enterokokken bei pyogenen Leberabszessen und damit verbundenen Komplikationen sollte bei Vorliegen von Risikofaktoren die empirische Antibiotikatherapie mit Piperacillin/Tazobactam um eine Enterokokken-wirksame Substanz wie Vancomycin oder Linezolid erweitert werden.