Z Gastroenterol 2020; 58(01): e22
DOI: 10.1055/s-0039-3402160
Poster Visit Session II Clinical Hepatology, Surgery, LTX: Friday, February 14, 2020, 2:40 pm – 3:25 pm, Lecture Hall P1
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Epidemiologie und Auswirkungen bakterieller Infektionen bei stationären Patienten mit Leberzirrhose

WM Kremer
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
2   University of Mainz, Gastroenterology, Mainz, Germany
,
E Ismaili
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
,
P Ploch
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
,
CJ Ahlbrand
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
,
M Hilscher
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
,
L Kaps
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
,
M Michel
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
,
PR Galle
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
,
MA Wörns
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
,
M Sprinzl
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
,
M Nagel
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
,
C Labenz
1   Unimedizin Mainz, Gastroenterologie, I. Medizinische Klinik, Mainz, Germany
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Further Information

Publication History

Publication Date:
03 January 2020 (online)

 

Hintergrund:

Bakterielle Infektionen spielen eine entscheidende Rolle bei der Morbidität und Mortalität von Patienten mit Leberzirrhose. Zur Prognoseverbesserung ist eine frühzeitige und zielgerichtete Therapie entscheidend. Prävalenzdaten zu bakteriellen Infektionen und dem assoziierten Erregerspektrums sind in diesem Kollektiv für den deutschen Raum mangelhaft. Ziel dieser Studie war es daher die Prävalenz bakterieller Infektionen und das assoziierte Erregerspektrum bei hospitalisierten Patienten mit Leberzirrhose an der Unimedizin Mainz zu untersuchen.

Methoden:

Alle Patienten mit Leberzirrhose, welche notfallmäßig zwischen März 2019 und August 2019 an der Universitätsmedizin Mainz hospitalisiert waren, wurden in diese prospektive Kohortenstudie eingeschlossen. Patienten mit einem HCC wurden nicht berücksichtigt. Jeder Patient wurde klinisch, laborchemisch und mikrobiologisch auf das Vorliegen einer Infektion untersucht. Zugrundeliegende Daten der Leberzirrhose, Infektionsdaten, die antibakterielle Therapie, sowie der weitere klinische Verlauf wurden erfasst.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 85 Patienten mit einem medianen Alter von 59 Jahren in die Studie eingeschlossen. 69,7% der Patienten waren Männer und die führende Ätiologie der Leberzirrhose war der chronische Alkoholkonsum (64%). Die Mehrzahl der Patienten wies eine fortgeschrittene Leberzirrhose auf (Child-Pugh B: 55%, Child-Pugh C: 30%). 47 Patienten (53,4%) litten bei Studieneinschluss an einem akut-auf-chronischem Leberversagen. 28,9% der Patienten litten bei stationärer Aufnahme an einer bakteriellen Infektion. Eine nosokomiale bakterielle Infektion trat im Mittel nach 12 Tagen (n = 28) auf. Die häufigsten Lokalisationen einer nosokomialen Infektion waren Pneumonien (32,1%) und Infektionen der Harnwege (32,1%). Erreger der Erstinfektion waren zumeist grampositiv (62,5%). Im Rahmen der Zweitinfektionen kamen gramnegative Erreger (46,7%) gehäufter vor. Ein drittel der Patienten (30,6%) verstarben im weiteren Verlauf. Die häufigste Todesursache waren bakterielle Infektionen (40,9%).

Diskussion:

Bakterielle Infektionen sind häufige Gründe für nicht-elektive Hospitalisierungen von Patienten mit Leberzirrhose. Das nachgewiesene Erregerspektrum wandelte sich bei Erstinfektion von einem vornehmlich grampositiven hin zu einem gramnegativem bei nosokomialen Infektionen. Die Wahl der antiinfektiven Therapie sollte hieran angepasst werden, um die Prognose betroffener Patienten zu verbessern.