Osteologie 2020; 29(01): 46
DOI: 10.1055/s-0039-3402834
1. Freie Vorträge I
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Prävalenz von Sarkopenie bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen

B Bühring
1   Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne, Germany
,
C Müller
1   Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne, Germany
,
R Parvaee
1   Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne, Germany
,
I Andreica
1   Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne, Germany
,
T Westhoff
2   Marienhospital Herne,  Herne, Germany
,
R Wirth
2   Marienhospital Herne,  Herne, Germany
,
N Babe
2   Marienhospital Herne,  Herne, Germany
,
J Braun
1   Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
25 February 2020 (online)

Einleitung Sarkopenie (SP), der Verlust von Muskelmasse und Funktion, kann primär (altersbedingt), aber auch sekundär bei unterschiedlichsten Erkrankungen auftreten. SP führt zum Verlust von Mobilität und Alltagsfunktion und erhöht Morbidität und Mortalität. Da eine chronische Entzündung ein Risikofaktor für die Entstehung der SP ist, besteht der Verdacht, dass SP häufig bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen auftritt. Erste Studien, die aber nicht die aktuelle Definition der SP benutzen, unterstützen diese These. Ziel dieser Studie ist es, zu untersuchen, wie häufig SP bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (ERE) und nichtentzündlichen muskuloskeletalen Erkrankungen (NEE) ist.

Methode Patienten der OsteoSys Studie, die am Rheumazentrum Ruhrgebiet rekrutiert wurden, 65 Jahre und älter waren und die Diagnose einer rheumatoiden Arthritis (RA), Spondyloarthritis (SpA), Psoriasisarthritis (PsA), Polymyalgia Rheumatica (PMR), Vaskulitis, eines degenerativen WS-Syndroms, einer anderen Form von Osteoarthrose (OA) oder einer Fibromyalgie (FM) hatten, wurden eingeschlossen. Im Rahmen der Studie wurden eine DXA Knochendichte- und Body Composition-Analysis und Muskelfunktionstests (Griffstärke, Short Physical Performance Battery) durchgeführt und der SARC-F Fragebogen erhoben. Die ersten (2010) und revidierten (2018) Sarkopenie-Kriterien der European Working Group on Sarcopenia in Older People (EWGSOP) wurden zum Abgleich für die Diagnose SP eingesetzt.

Ergebnisse Im Rahmen einer Interimsanalyse wurden die Daten von 94 Patienten (75 ERE, 19 NEE) ausgewertet. Von diesen waren 72 % weiblich, das durchschnittliche Alter betrug 72,5 Jahre. Fast 44 % hatten die Diagnose RA, 20 % PsA/SpA, 15 % einer PMR oder Vaskulitis und 20 % einer NEE. Bei 46 % der Patienten wurde eine geringe Griffkraft, bei 63 % eine langsame Chair-Rising-Zeit und bei 31 % eine langsame Gangschwindigkeit festgestellt. Bisher zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten mit ERE und NEE. Nach der 2010 EWGSOP-Definition für SP hatten 13,8 % eine SP (ERE 16 % vs NEE 5,3 %, p = 0,18), und nach der 2018 SP-Definition waren es 18,1 % (ERE 20 % vs NEE 10,5 %, p = 0,31), siehe [Abb.1.]

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Abb.1.

Diskussion Sarkopenie ist bei Patienten mit muskuloskeletalen Erkrankungen häufig. Patienten mit ERE sind nach bisherigen Studienergebnissen numerisch häufiger betroffen als Patienten mit NEE, bei der jetzigen Studiengröße war dieser Unterschied aber nicht signifikant. Auch die Heterogenität der untersuchten Gruppen könnte eine Rolle spielen. Größere Patientenkohorten sind nötig, um die genauen Häufigkeiten von SP bei einzelnen ERE zu untersuchen. Ein Screening auf SP kann anhand des 2018 EWGSOP-Algorithmus mit einfachen Methoden wie dem SARC-F-Fragebogen oder der Short Physical Performance Battery für SP durchgeführt werden. Der Einsatz dieser Instrumente im klinischen Alltag erscheint sinnvoll  –  vor allem, wenn daraus entsprechende Konsequenzen gezogen werden.

Keywords Sarkopenie, Rheumatische Erkrankungen, Muskelfunktion, Muskelmasse

Korrespondenzadresse Björn Bühring Rheumazentrum Ruhrgebiet, Claudiusstr. 45, 44649 Herne, Deutschland, Germany

E-Mail bjoern.buehring@elisabethgruppe.de