Osteologie 2020; 29(01): 58
DOI: 10.1055/s-0039-3402861
5. MuSkiTYR
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Handgelenkorthese nach operativ stabilisierter distaler Radiusfraktur – ein Paradoxon? Ergebnisse einer prospektiv randomisierten Studie

C Neuerburg
1   Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
A Spaeth
1   Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
S Kieslich
1   Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
C Kammerlander
1   Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
W Böcker
1   Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
C Zeckey
1   Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
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Publication History

Publication Date:
25 February 2020 (online)

 

Einleitung Die distale Radiusfraktur ist die mitunter häufigste Fraktur der oberen Extremität, welche in den industrialisierten Ländern häufig mit einer winkelstabilen Plattenosteosynthese versorgt wird. Obwohl das Ziel einer operativen Stabilisierung neben der optimalen anatomischen Frakturreposition eine frühfunktionelle Beübung des Handgelenks ist, wird postoperativ immer wieder eine temporäre Ruhigstellung mit einer Handgelenkorthese verordnet.

Methode Unter der Annahme der Hypothese, dass eine postoperative Nachbehandlung mit einer volaren Handgelenkschiene nicht zu einer Verbesserung des funktionellen und radiologischen Repositionsergebnisses bzw. des Schmerzniveaus führt, wurde eine prospektiv randomisierte Fallkontrollstudie durchgeführt. Klinische Verlaufskontrollen erfolgten nach 2/6 Wochen sowie 3,6 und 12 Monaten, inklusive radiologischer Kontrollen nach 6 Wochen/6 Monaten.

Ergebnisse In der Vergleichsgruppe ohne Immobilisation des Handgelenks (Alter 79,00 - Jahre) zeigten sich in den ersten 2–6 Wochen signifikant bessere Ergebnisse im modifizierten „Mayo Wrist Score“ gegenüber der Interventionsgruppe. Der DASH-Score, die Handgelenksbeweglichkeit sowie die gemessene Handkraft waren nach Bonferroni-Korrektur ebenso tendenziell besser, wohingegen die radiologische Untersuchung keine relevanten Unterschiede aufwies.

Diskussion Die postoperative Handgelenksimmobilisation geht mit einer initialen Funktionseinschränkung einher, ohne nachweisbaren Dislokationsschutz. Aus medizinisch-gesundheitsökonomischen Gründen sollte die postoperative Verschreibung von Handgelenkorthesen daher kritisch hinterfragt werden. Der psychologische Nutzen sowie die Protektorfunktion von Handgelenkorthesen bei Sturz gefährdeten Patienten sollten jedoch Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.

Keywords Distale Radiusfraktur, Orthese, Indikatorfraktur, Alterstraumatologie

Korrespondenzadresse Carl Neuerburg, Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik für Allgemeine, Unfall und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum Großhadern, Marchioninistr. 15, 81377 München, Deutschland, Germany

E-Mail carl.neuerburg@med.uni-muenchen.de