Osteologie 2020; 29(01): 65-66
DOI: 10.1055/s-0039-3402879
3. Posterbegehung 3
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Osteopoikilie – ein posttraumatischer Zufallsbefund

JR Andresen
1   Medizinische Fakultät, Sigmund-Freud-Privatuniversität, Wien, Austria
,
A Schrum
2   Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Neuroradiologie, Heide, Germany
,
R Thiemann
3   Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, Heide, Germany
,
S Radmer
4   Zentrum für Bewegungsheilkunde, Facharztpraxis für Orthopädie, Berlin, Germany
,
R Andresen
2   Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Neuroradiologie, Heide, Germany
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Publication History

Publication Date:
25 February 2020 (online)

 

Einleitung Bei der Osteopoikilie handelt es sich um eine seltene, meist erbliche Knochenstrukturstörung mit überwiegend gelenknahen Spongiosaverdichtungen.

Methode Bei einem 50-jährigen Mann, der sich bei einem Sturz eine Claviculafraktur zugezogen hatte, fanden sich in der konventionellen a. p. Schulteraufnahme multiple, weitgehend scharf begrenzte, rundlich-ovaläre Sklerosierungen in den gelenknahen Skelettanteilen von Skapula und Humerus.

Ergebnisse In einer zusätzlich erstellten Beckenübersichtsaufnahme sah man unzählige scharf begrenzte, rundliche bis strichförmige, spongiöse Verdichtungen mit einer besonderen Konzentration im Caput und Collum femoris, dem Acetabulum sowie den gelenknahen Anteilen der Sakroiliakalgelenke beidseits, wobei ein symmetrischer Befall imponierte. Die einzelnen Sklerosierungsherde wiesen eine Größe von 2–10 mm auf und ordneten sich insbesondere im Caput und Collum femoris entlang der Trajektoren in der Spongiosa an. Aus der Familienanamnese wurde bekannt, dass seine Schwester ähnliche Veränderungen aufwies. Der Patient und die Schwester waren hinsichtlich der spongiösen Verdichtungen vollkommen beschwerdefrei. Die Laborwerte waren unauffällig. Im Verlauf kam es zu einer zeitgerechten Ausheilung der Claviculafraktur.

Diskussion Bei der Osteopoikilie zeigen sich meist zufällig detektierte, multiple clusterartige, rundliche bis ovaläre, epi- und metaphysäre Skleroseherde im spongiösen Knochen, welche sich vermehrt entlang den Trajektoren des Knochens anordnen. Die Größe der einzelnen Herde liegt meist bei 1–2 mm, jedoch mit einer Range von 1–25 mm. Es findet sich ein überwiegend symmetrischer Befall, am häufigsten in den Finger-, Handwurzel-, Fußwurzel-, Oberschenkel-, und Beckenknochen, wobei das Achsenskelett ohne das Kreuzbein und der Schädel seltener betroffen sind. Ein sporadisches Auftreten erscheint möglich, eine familiäre Häufung mit einem autosomal dominanten Erbgang, wie bei unserem Patienten, überwiegt wahrscheinlich. Es wird eine Prävalenz von 1:50.000 vermutet, wobei das männliche Geschlecht etwas häufiger betroffen zu sein scheint. Des Weiteren findet sich eine ätiologische Verwandtschaft zur Osteopathia striata und zur Melorheostose, diese sind jedoch in der Regel in der radiologischen Bildgebung gut von der Osteopoikilie zu diskriminieren. Vom Erscheinungsbild werden für die Osteopoikilie eine lentikuläre, eine striäre und eine Mischform unterschieden, wobei bei unserem Patienten mindestens im Becken eine Mischform vorliegen dürfte. Bei größeren Osteopoikilieherden wäre differenzialdiagnostisch noch an osteoplastische Metastasen zu denken, hier ist die Skelettszintigrafie sehr hilfreich, da osteopoikilotische Herde typischerweise stumm sind. Wie in unserem Fall zeigen sich in der Regel unauffällige Laborwerte und kein negativer Effekt auf den Verlauf der Knochenheilung. Bei Festlegung der Diagnose Osteopoikilie sind weitere Untersuchungen nicht notwendig.

Keywords Frakturheilung bei Osteopoikilie, Melorheostose, Osteopathia condensans disseminata, Osteopathia striata, osteoplastische Metastasen, Osteopoikilie, spotted bones

Korrespondenzadresse Julian Ramin Andresen, Sigmund-Freud-Privatuniversität, Freudplatz 3, 1020 Wien, Österreich,

E-Mail 1600556@uni.sfu.ac.at