Rofo 2020; 192(S 01): S17-S18
DOI: 10.1055/s-0040-1703153
Vortrag (Wissenschaft)
Herzdiagnostik/Gefäßdiagnostik
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

HIV-Patienten haben häufige und verschiedenartige Formen der kardialen Beteiligung: Einblicke in die Evaluierung mittels Kardio-MRT

C Arendt
1   Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt
,
D Leithner
2   Universitätsklinikum Frankfurt, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Frankfurt am Main
,
A Haberl
3   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik II, Infektiologie/HIV, Frankfurt am Main
,
T Wolf
3   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik II, Infektiologie/HIV, Frankfurt am Main
,
C Stephan
3   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik II, Infektiologie/HIV, Frankfurt am Main
,
T Vogl
2   Universitätsklinikum Frankfurt, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Frankfurt am Main
,
E Nagel
4   Universitätsklinikum Frankfurt, Institut für Experimentelle und Translationale Kardiovaskuläre Bildgebung , Frankfurt am Main
,
P de Leuw
3   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik II, Infektiologie/HIV, Frankfurt am Main
,
V Puntmann
4   Universitätsklinikum Frankfurt, Institut für Experimentelle und Translationale Kardiovaskuläre Bildgebung , Frankfurt am Main
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Zielsetzung Diese Studie befasst sich mit der Bestimmung der Prävalenz und den Formen von kardialen Erkrankungen mittels Kardio-MRT bei HIV-Patienten in einer gegenwärtigen Kohorte unter hochaktiver antiretroviraler Therapie.

Material und Methoden Alle prospektiv eingeschlossenen Studienteilnehmer erhielten ein standardisiertes Stress-MRT-Protokoll zur Untersuchung von Funktion, Perfusion (Regadenoson), fokalem Narbengewebe (LGE) sowie diffuser Fibrose und Ödem (T1/T2-Mapping). Blutproben wurden vor der Herz-MRT analysiert.

Ergebnisse 141 Studienteilnehmer wurden identifiziert (n=32 mit AIDS). 16 Patienten hatten zuvor dokumentierte Herzerkrankungen (n=25): Myokarditis, n=1; KHK, n=8; Herzinfarkt, n=3; Herzinsuffizienz, n=3; Arrhythmien, n=8; PFO, n=2. Die Durchschnittswerte von CRP, hs-cTnT und NT-proBNP waren 0,3±0,6mg/l, 9±18ng/l bzw. 104±229ng/l. 14 Patienten hatten eine LVEF <50%, 35 wiesen eine Borderline-EF auf (50-55%). Myokardiales LGE wurde in 28 Patienten gefunden: 16 Patienten mit nicht-ischämischem, 11 mit ischämischem und 1 mit beiden Mustern. Zwei Patienten zeigten relevante induzierbare Ischämie, wohingegen 23 das Muster einer mikrovaskulären Dysfunktion boten. 72 Patienten hatten diffuse Fibrose, 25 zeigten eine aktive Entzündung. Erhöhtes natives T1 und T2 war signifikant assoziiert mit erniedrigter (<350/µl) aktueller und initialer CD4-Zahl (χ2=5.317,p=0.021; χ2=3.841,p=0.050), und mit dem AIDS-Stadium (χ2=4.949,p=0.026). Native T2-Werte zeigten eine signifikante Korrelation mit der initialen CD4-Zahl (r=-0.252,p=0.008) und dem aktuellen NT-proBNP (r=0.190,p=0.030), nicht aber mit den übrigen Laborwerten.

Schlußfolgerungen HIV-Patienten haben häufige und verschiedenartige Formen der kardialen Beteiligung, wobei die myokarditische Form vorherrscht. Relevante Ischämie ist im Vergleich zur mikrovaskulären Dysfunktion seltener zu finden. Unsere Ergebnisse betonen die Rolle zur genaueren Phänotypisierung von kardialen Erkrankungen durch chronische Entzündung, welche eine personalisierte Therapie erfordern könnten.