Rofo 2020; 192(S 01): S44
DOI: 10.1055/s-0040-1703239
Vortrag (Wissenschaft)
Kinderradiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Prävalenz der mehrkernigen Epicondylenanlage des kindlichen Ellenbogens

A Schmid
1   Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Würzburg
,
T Bley
1   Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Würzburg
,
S Veldhoen
1   Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Würzburg
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Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Zielsetzung Mehrkernige Anlagen der Epicondylen des distalen Humerus können im Traumakontext Frakturen imitieren. Aufgrund der fehlenden Evidenz war das Ziel der Datenerhebung die Untersuchung der Prävalenz mehrkerniger Epicondylusanlagen und die Analyse seitenspezifischer Unterschiede.

Material und Methoden In einer retrospektiven Datenerhebung wurden 886 Patienten zwischen 0 und 17 Jahren eingeschlossen, die mittels Projektionsradiografie des Ellenbogens untersucht wurden. Alle Projektionsradiografien wurden von 2 Radiologen im Konsensusverfahren hinsichtlich des Vorliegens mehrkerniger Anlagen beurteilt. Aufnahmen, auf denen die Epicondylen noch nicht knöchern angelegt, bereits mit dem Condylus humeri fusioniert, projektionsbedingt nicht sicher beurteilbar oder in ein akutes, den jeweiligen Epicondylus betreffendes Trauma einbezogen waren, wurden ausgeschlossen.

Ergebnisse Bezüglich des Epicondylus radialis lag bei 135 eingeschlossenen Patienten in 109 Fällen eine einkernige Anlage vor, in 26 Fällen ein mehrfacher Kern. Von diesen wiesen 6 eine stattgehabte knöcherne Traumafolge an anderen Strukturen des Ellenbogens auf, in 20 Fällen war der Kern primär mehrkernig, entsprechend einer Prävalenz atraumatisch mehrkerniger Anlagen von 14,8%. Bezüglich des Epicondylus ulnaris lag bei 482 eingeschlossenen Patienten in 470 Fällen eine einkernige Anlage vor, in 12 Fällen ein mehrfacher Kern. Von diesen wiesen lediglich 3 keine traumatische Vorgeschichte hinsichtlich Anamnese und vorliegender Vergleichsaufnahmen auf, entsprechend einer Prävalenz atraumatisch mehrkerniger Anlagen von 0,6%.

Schlußfolgerungen Die Prävalenz des atraumatisch mehrkernigen Epicondylus radialis lag bei 14,4%, des atraumatisch mehrkernigen Epicondylus ulnaris hingegen bei nur 0,6%. Es kann geschlussfolgert werden, dass der Epicondylus radialis primär mehrkernig angelegt sein kann, während am Epicondylus ulnaris mehrkernige Ossifikationszentren äußerst selten, vermutlich nur posttraumatisch vorkommen.