Rofo 2020; 192(S 01): S64
DOI: 10.1055/s-0040-1703298
Vortrag (Wissenschaft)
Neuroradiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der prädiktive Wert von Atrophie nach klinisch isoliertem Syndrom; Eine prospektive 30-jährige Studie

L Haider
1   Medizinische Universität Wien, Radiologie, Wien
,
K Chung
2   NMR Research Unit, Queen Square Multiple Sclerosis Centre, University Col-lege London Institute of Neurology, UK London
,
G Birch
2   NMR Research Unit, Queen Square Multiple Sclerosis Centre, University Col-lege London Institute of Neurology, UK London
,
A Eshaghi
2   NMR Research Unit, Queen Square Multiple Sclerosis Centre, University Col-lege London Institute of Neurology, UK London
,
S Mangesius
3   Department of Neuroradiology, Medical University Innsbruck, AUT Innsbruck
,
F Prados
2   NMR Research Unit, Queen Square Multiple Sclerosis Centre, University Col-lege London Institute of Neurology, UK London
,
C Carmen
4   NMR Research Unit, Queen Square Multiple Sclerosis Centre, University Col-lege London Institute of Neurology, UK, London
,
O Ciccarelli
2   NMR Research Unit, Queen Square Multiple Sclerosis Centre, University Col-lege London Institute of Neurology, UK London
,
F Barkhof
2   NMR Research Unit, Queen Square Multiple Sclerosis Centre, University Col-lege London Institute of Neurology, UK London
,
D Chard
2   NMR Research Unit, Queen Square Multiple Sclerosis Centre, University Col-lege London Institute of Neurology, UK London
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Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Zielsetzung Hirnatrophie und die ihr zugrunde liegende Neurodegeneration beginnt früh im Verlauf der Multiplen Sklerose (MS). Die klinische Langzeitrelevanz von früher Atrophie ist jedoch unbekannt. Wir untersuchen die Vorhersagekraft der Hirn Atrophie Raten, gemessen in den ersten 5 Jahren nach klinisch isoliertem Syndromen (KIS) auf die klinisch gemessene Behinderung nach 30 Jahren.

Material und Methoden 132 Personen mit KIS wurden dazu zwischen 1984 und 1987 rekrutiert und jeweils nach 1, 5, 10, 14, 20 und 30 Jahren klinisch untersucht, sowie die Weite des dritten Ventrikels (TVW) und die Weite der Medulla (MEDW) an MRTs gemessen.

Ergebnisse Nach 30 Jahren verblieben 27 KIS, 34 RRMS, 26 SPMS und 16 verstarben vorzeitig an MS (MSRD). Unter den Lebenden betrug die mittlere EDSS für KIS 1 (0-2), 1,5 (1-2) für RRMS und 6 (6-6,5) für SPMS, die sich im Durchschnitt nach 17 Jahren manifestierte. Lineare mixed-effect-Modelle errechnen eine jährliche Atrophie-Rate bei CIS-Patienten von 0,1 mm/a im dritten Ventrikel und 0,01 mm/a in der Medulla. RRMS Patienten zeigen vergleichbare Atrophie-Raten (TVW: 0,11 mm/a, p <0,5; MEDW: 0,02 mm/a, p <0,5). Im Gegensatz dazu haben jene die SPMS entwickelten (TVW: 0,18 mm/a, p <0,0001; MEDW: 0,03 mm/a, p <0,1844) oder für die MS zu ihrem Tod beitrug (TVW: 0,30, p <0,0000; MEDW: 0,09) p <0,0000) höhere Atrophie Raten. Unter Verwendung von logistischer Regressionsanalysen führt eine Verringerung der Medulla um 1 mm innerhalb der ersten 5 Jahre zu einem 6-fachen Anstieg der Wahrscheinlichkeit nach weiteren 25 Jahren an SPMS oder MSRD zu leiden (p <0,013). Gleichermaßen sind höhere Atrophie Raten der Medulla und des Dritten Ventrikels innerhalb der ersten 5 Jahre in linearen Regressionsmodellen prädiktiv für höhere motorische Behinderung und niedrigere kognitive Leistung nach 30 Jahren.

Schlußfolgerungen Hirnatrophie innerhalb der ersten 5 Jahren nach KIS ist prädiktiv für Kognition und Motorik nach 30 Jahren.