Rofo 2020; 192(S 01): S67
DOI: 10.1055/s-0040-1703308
Vortrag (Wissenschaft)
Neuroradiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nicht-invasive Bildgebung von peripheren Neuropathien: Ein multiparametrisches MRT-Protokoll ermöglicht die Subklassifizierung verschiedener Formen

T Lichtenstein
1   Uniklinik Köln, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Köln
,
A Sprenger
2   Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Köln
,
K Weiss
3   MRI Research, Philips Healthcare, Hamburg
,
D Maintz
1   Uniklinik Köln, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Köln
,
H Lehmann
4   Klinik und Poliklinik für Neurologie, Uniklinik Köln, Köln
,
T Henning
5   Brüderkrankenhaus Trier, Zentrum für Radiologie, Neuroradiologie, Sonografie und Nuklearmedizin, Trier
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Zielsetzung DTI und Multiecho-Dixon (MED) stellen mögliche, benötigte, nicht-invasive Biomarker zur Diagnosesicherung und Verlaufskontrolle bei entzündlichen und degenerativen Neuropathien dar. Während die DTI, insb. die fraktionelle Anisotropie (FA) die Nervenfaserintegrität direkt bewertet, ermöglicht die MED mittels Quantifizierung der intramuskulären Protonendichte-Fettfraktion (PDFF), eine Beurteilung neurogener Muskelatrophie als indirekten Surrogatparameter für Nervenschäden. Es ist derzeit nicht bekannt, inwieweit differente (d.h. sensorische und motorische) Fasermodalitäten die FA unterschiedlich beeinflussen. Ziel dieser Studie war es, Veränderungen bei der amyotrophen Lateralsklerose (ALS), einer prototypischen Motoneuron-Krankheit, und bei der chronisch inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP), die oft mit einem sensorischen Faserverlust verbunden ist, zu vergleichen.

Material und Methoden 25 Patienten mit klinisch und elektrophysiologisch diagnostizierter ALS (n=14) und CIDP (n=11) sowie 25 gesunde, nach Geschlecht, Alter und Körpergewicht angepassten Kontrollen (GK) wurden prospektiv in die Studie eingeschlossen. Von diesen wurde der N. ischiadicus mittels FA und die Mm. quadriceps (MQF) und biceps femoris (MBF) mittels PDFF untersucht.

Ergebnisse In Bezug auf die FA-Werte zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen allen Gruppen (ALS/CIDP/GK: 0,40/0,34/0,44; alle p≤0,05). Die Fettfraktionen beider Muskeln wiesen signifikante Unterschiede zwischen ALS und GK bzw. CIDP und GK (ALS/CIDP vs. GK für MBF: 6,3%/8,7% vs. 4,6%, beide p≤0,05; für MQF: 5,1%/5,4% vs. 2,7%; p>0,05/p≤0,05) auf. Zwischen ALS und CIDP konnte in Bezug auf die PDFF kein signifikanter Unterschied festgestellt werden (p>0,05).

Schlußfolgerungen DTI-FA und PDFF können proximale Nervenschäden und Muskelatrophie bei ALS- und CIDP-Patienten im Vergleich zu GK detektieren. Insbesondere die FA scheint eine Unterscheidung zwischen Neuropathien zu ermöglichen, bei denen verschiedene Fasermodalitäten betroffen sind (CIDP, ALS).