Rofo 2020; 192(S 01): S81-S82
DOI: 10.1055/s-0040-1703351
Vortrag (Wissenschaft)
Strahlenschutz
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bedeutsame Vorkommnisse nach § 108 StrlSchV bei diagnostischen Durchleuchtungen und Interventionen: Erfahrungen und Etablierung in der klinischen Routine

A Sommer
1   Universitätsklinikum Münster, Referenzzentrum Mammografie Münster, Münster
,
C Müller
1   Universitätsklinikum Münster, Referenzzentrum Mammografie Münster, Münster
,
W Heindel
2   Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie, Münster
,
H Lenzen
2   Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie, Münster
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Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Zielsetzung Mit der Einführung der neuen Strahlenschutzgesetzgebung am 31.12.2018 wurden in Deutschland neue Maßnahmen im Bereich des Strahlenschutzes eingeführt. Hierzu zählt unter anderem die Meldung und Analyse von bedeutsamen Vorkommnissen. Die StrlSchV unterscheidet gruppenbezogene und personenbezogenen Vorkommnisse. Ziel der vorliegen Evaluation ist eine Auswertung von personenbezogenen Vorkommnissen für Interventionen und diagnostische Durchleuchtungen (DDL) in der klinischen Routine sowie die Entwicklung und Etablierung eines Workflows zur Analyse der Vorkommnisse für Medizinphysik-Experten (MPE).

Material und Methoden Für die Evaluationen wurden 1234 Untersuchungen mit Hilfe eines Dosismonitoring Systems ausgewertet. Die StrlSchV sieht für DDLs eine Meldeschwelle (MDS) von 20.000 cGy x qcm (DFP) vor. Bei Interventionen wir zwischen einer Aktionensschwelle (50.000 cGY x qcm) und einer Meldeschwelle (inkl. Deterministischen Schaden) unterschieden. Bei Überschreitung der Aktionenschwelle (AKS) wird durch den MPE die Peak Skin Dose (PSD) ermittelt und ab 2 Gy eine Nachsorge empfohlen.

Ergebnisse Insgesamt wurden 125 Ereignisse erfasst. 65-mal wurde die MDS bei DDLs überschritten. Bei Interventionen wurde die AKS in 60 Fällen erreicht. In 17 dieser Fälle lag die ermittelte PSD über 2Gy. In keinem Fall wurde ein deterministischer Schaden gemeldet.

Schlußfolgerungen Durch den etablierten Workflow (Ermittlung der PSD) kann die Wiedereinbestellung und die damit verbundene Verunsicherung der Patienten erheblich reduziert werden. Als problematisch stellt sich die AKS bei Interventionen dar. Bei komplexen Untersuchen kann diese Schwelle um den Faktor 2 überschritten werden, jedoch führen die wechselnden Einstrahlwinkel zu stark heterogenen Dosisverteilungen und senken die entsprechende PSD. Bei kleinen Feldgrößen hingegen, kann es zu überproportional hohen PSDs kommen, ohne dass die AKS überschritten wird. Hierdurch werden strahlenbiologische bedeutsame Ereignisse unterschätzt.