Rofo 2020; 192(S 01): S117
DOI: 10.1055/s-0040-1703472
Case-Report
Gastro- und Abdominaldiagnostik
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gallensteinileus als seltene Ursache eines Dünndarmileus

H Gerdes
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Lübeck
,
A Frydrychowicz
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Lübeck
,
J Barkhausen
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Lübeck
,
T Oechtering
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Lübeck
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Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 

Einleitung Ein Gallensteinileus ist eine seltene Form des mechanischen Ileus und betrifft meist ältere Patienten. Als Komplikation einer Cholezystolithiasis kann es in ca. 0,5% zu einem Gallensteinileus kommen [1]. Die häufigste Ursache stellen zysto-gastrointestinale Fisteln dar, welche durch Adhäsionen zwischen Gallenblase und Gastrointestinaltrakt nach akuten Cholezystitiden entstehen. Alternativ wurden Fälle nach erfolgter endoskopisch retrograder Cholangiopankreatikografie (ERCP) und Papillotomie beschrieben [2].

Anamese Eine 81-jährige Patientin stellte sich mit Erbrechen, Diarrhoen und krampfartigen Bauchschmerzen ohne Fieber vor. In der körperlichen Untersuchung war das Abdomen diffus druckschmerzhaft. Laborchemisch zeigten sich erhöhte Entzündungsparameter und eine manifeste Hyperthyreose. Die Patientin berichtete von einer ERCP mit Papillotomie bei akuter Cholezystitis zwei Jahre zuvor. Aufgrund einer postinterventionellen Pankreatitis wurde auf eine Cholezystektomie verzichtet. In der nativen Computertomografie (CT) des Abdomens nach oraler Kontrastmittelgabe zeigte sich ein mechanischer Ileus mit einem 36 x 31 x 34mm großen, mehrschichtigen und obstruierenden Konkrement im distalen Dünndarm mit poststenotischem Kontrastmittelabbruch sowie eine ausgeprägte Aerobilie. Die Gallenblase war unzureichend beurteilbar.

Diskussion Die kontrastmittelunterstütze CT stellt den Goldstandard der Diagnostik des akuten Abdomens dar, bei manifester Hyperthyreose wurde jedoch auf eine intravenöse Kontrastmittelgabe verzichtet. Es zeigte sich die für einen Gallensteinileus pathognomonische Rigler Trias mit Aerobilie, ektopem Gallenstein und Dünndarmobstuktion [3]. Die stattgehabte Cholezystitis und Pankreatitis machen eine Fistelbildung im diesem Fall wahrscheinlich. Differentialdiagnostisch scheint die Passage des Konkrements durch den Ductus choledochus nach ERCP weniger wahrscheinlich.

 
  • Quellen

  • 1 Reisner R. et al: Am Surg 60. (06), 1994
  • 2 Nuño-Guzmán CM. et al: WJGS 8. (1), 2016
  • 3 Rigler L. et al: JAMA 117. (21), 2015