Gesundheitswesen 2020; 82(05): 457
DOI: 10.1055/s-0040-1708978
Vorträge und Poster

Die Bedeutung der Primäversorgungszentren für den sozialen Zusammenhalt in den Regionen: Chancen und Herausforderungen

J Muckenhuber
1   FH JOANNEUM, Graz, Österreich
,
M BurkiaStocker
1   FH JOANNEUM, Graz, Österreich
,
R Roller-Wirnsberger
2   Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
,
K Hoffmann
3   Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
,
B Guggenberger
1   FH JOANNEUM, Graz, Österreich
,
M Madlene
1   FH JOANNEUM, Graz, Österreich
,
K Pechstädt
1   FH JOANNEUM, Graz, Österreich
,
I Zechner
1   FH JOANNEUM, Graz, Österreich
› Author Affiliations
 

Hausärzt*innen erfüllen eine wichtige Funktion für den sozialen Zusammenhalt ländlicher Gemeinden. Primärversorgungszentren sollen vermehrt verschiedene Aufgaben der regionalen Gesundheitsversorgung übernehmen und könnten zusätzlich wichtige soziale Funktionen für die Regionen und für die Bevölkerung übernehmen. Mit Konzepten des Sozialkapitals werden theoretisch das Ausmaß an Vertrauen und sozialem Zusammenhang in einer Gemeinde (vgl. Putnam 1993) und die Verfügbarkeit sozialer Ressourcen (vgl. Bourdieu 2005) gefasst. Beide Aspekte des Sozial Kapitals wirken sich auf die Gesundheit der Individuen aus (vgl. Kawachi 1997 oder Muckenhuber, 2015). Wir gehen daher davon aus, dass sie wesentlich für die Gesundheit der ländlichen Bevölkerung sind. In Zusammenhang mit der strukturellen Veränderung der Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen stellt sich nun folgende

Forschungsfrage Können Primärversorgungszentren das Sozialkapital in den Regionen stärken, indem sie Funktionen als Vertrauen stiftende Institutionen in der Gemeinde einnehmen und im Sinne eines sozialen Ausgleichs soziale Unterstützung für benachteiligte Personengruppen bereitstellen? In einem qualitativen Forschungsdesign wurden Interviews sowie Fokusgruppendiskussionen mit Personen aus der Bevölkerung sowie mit Angehörigen der unterschiedlichen Berufsgruppen aus bio-psycho-sozialen Gesundheitsversorgung in zwei steirischen Regionen befragt. Die Interviews wurden analysiert und in einem interdisziplinären Team interpretiert. Hausärzt*innen werden in ländlichen Regionen nach wie vor sowohl von der Bevölkerung als auch von den Ärzt*innen selbst als zentraler Knotenpunkt für eine umfassende bio-psycho-soziale Versorgung angesehen. Primärversorgungszentren sollten daher in Zukunft zusätzlich zur regionalen Gesundheitsversorgung eine soziale Funktion zum Erhalt von Sozialkapital für die Gemeinden anstreben. Dafür wären entsprechende Maßnahmen zu treffen die unter anderem auch die geographische Lage in der Region und die räumliche Gestaltung der Zentren umfassen.



Publication History

Article published online:
26 May 2020

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