Gesundheitswesen 2020; 82(05): 466
DOI: 10.1055/s-0040-1709007
Vorträge und Poster

Potenzielle Effekte interkultureller Öffnung im Gesundheitswesen auf die Unternehmenskultur

P Langer
FOM Hochschule für Ökonomie und Management, Essen, Deutschland
,
Y Behrens
FOM Hochschule für Ökonomie und Management, Essen, Deutschland
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Hintergrund Die wachsende Vielfalt im Gesundheitswesen ist eine Bereicherung und zugleich mit sprachlichen und kulturellen Herausforderungen verbunden. Im Rahmen des sozialwissenschaftlichen Projektes „Teilhabe durch soziokulturelle Öffnung? (Post-)migrantische Fachkräfte und Patient/innen im institutionellen Wandel am Beispiel von Medizin und Pflege“ (BMBF-gefördert) und dem sprachwissenschaftlichen Projekt „Rezeptiver und produktiver Wortschatz polnisch-deutscher bilingualer Demenzerkrankter“ wird anhand von Beobachtungsstudien untersucht, welche Auswirkungen interkulturelle Öffnung auf den medizinischen und pflegerischen Alltag hat.

Methoden Im Rahmen der Projekte wurden insgesamt 40 Pflegesituationen in vier Kliniken und zwei Pflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen beobachtet und systematisch protokolliert. Die Daten wurden mittels dokumentarischer Methode mit MAXQDA induktiv kategorienbasiert ausgewertet. Zu den Hauptkategorien zählen: Migration, Sprache, Organisationskultur, Teilhabe, Methodologie und Arbeitsabläufe.

Ergebnisse Die Studien zeigen, dass Interkulturalität im Gesundheitswesen sowohl auf Arbeitnehmer/innen- als auch auf Patient/innenebene eine zunehmende bedeutende Rolle spielen wird. Die Beobachtungen zeigen, dass durch den gezielten Einsatz von sprachlichen und kulturellen Kenntnissen des Gesundheitspersonals Multikulturalität als Chance genutzt werden kann, wodurch Stress im Umgang im Team und mit den Patient/innen reduziert werden kann. Die interkulturelle Öffnung stärkt somit sowohl die Unternehmenskultur als auch die gesundheitliche soziale Teilhabe der Patient/innen.

Schlussfolgerungen In einer wachsenden globalen Welt geht es künftig einerseits um mehr interkulturelle Kompetenzen in Medizin und Pflege und andererseits um gleichberechtigte Zugangsvoraussetzungen zur Gesundheitsversorgung für alle Menschen (Einheit in der Vielfalt). Durch die Interkulturelle Öffnung des Gesundheitswesens können kulturelle Spezifika im Unternehmensleitbild partizipativ neu ausgehandelt werden und der gesamtgesellschaftlichen Diversität angepasst werden.



Publication History

Article published online:
26 May 2020

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