Gesundheitswesen 2020; 82(05): 467-468
DOI: 10.1055/s-0040-1709012
Vorträge und Poster

Der „Blue-Collar Worker“-Effekt in der Betrieblichen Gesundheitsförderung

K Hauer
1   Forschung Burgenland GmbH, Eisenstadt, Österreich
,
F Schnabel
2   Fachhochschule Burgenland, Eisenstadt, Österreich
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Hintergrund In unserer Gesellschaft sind Gesundheitschancen sozial ungerecht verteilt. Der sozio-ökonomische Status – als Resultat der Herkunft, (Aus-)Bildung, Beruf und Einkommen sowie weiteren Lebensumständen – und das Sozialkapital beeinflussen nachweislich die Gesundheit und die Inanspruchnahme von gesundheitsbezogenen Angeboten. Eine Personengruppe, die in diesem Kontext eher benachteiligter ist, stellen die sogenannten „Blue-Collar Worker“, also die in einem Produktionsbetrieb beschäftigten Arbeiter/innen und Handwerker/innen, dar.

Methoden Im Rahmen eines Gesundheitsförderungsprojektes erfolgte mittels Online- und Papierbefragung eine Messung des Sozialkapitals sowie der Gesundheitskompetenz mit Arbeiter/innen („Blue-Collar Worker“) und Angestellten („White-Collar Worker“) in Produktionsbetrieben. Insgesamt wurden 156 Teilnehmer/innen in die Analyse einbezogen.

Ergebnisse Unterschiede zwischen Arbeiter/innen und Angestellten treten vor allem bei der Konfliktkultur, der Beziehungskultur zur Führungskraft sowie den Weiterbildungsmöglichkeiten auf. Insgesamt sind diese Themen bei der Gruppe der Arbeiter/innen weniger stark ausgeprägt und damit keine Gesundheitsressource. Es zeigen sich signifikante Unterschiede (Chi2-Test nach Pearson [p < 0,05]) in diesen Bereichen, die auch systematisch in der Grundgesamtheit vorhanden sind.

Schlussfolgerungen Die Literaturerkenntnisse und Befragungsergebnisse weisen darauf hin, dass bei Arbeiter/innen weniger Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum vorhanden sowie die Arbeit und Arbeitsweise in hohem Maß vorgeschrieben ist. Hinzu kommt, dass eine größere Abhängigkeit vom Unternehmen gegeben zu sein scheint. Diese Aspekte erschweren die Umsetzung eines Projektes der Betrieblichen Gesundheitsförderung bzw. gesundheitsförderlicher Maßnahmen für diese Gruppe. Um zielgruppengerechte Maßnahmen gestalten und umsetzen zu können, braucht es die Berücksichtigung des „Blue-Collar Worker“-Effektes. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurden im vorliegenden Gesundheitsförderungsprojekt gezielt niederschwellige Maßnahmen u.a. im Bereich Umgang mit Konflikten, sozialer Zusammenhalt, Zusammenarbeit sowie Bedeutung von Teams in der Arbeit durchgeführt.



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Article published online:
26 May 2020

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