Gesundheitswesen 2020; 82(05): 476
DOI: 10.1055/s-0040-1709043
Vorträge und Poster

gemeinsam.gesundheit.gestalten – Gemeinwesenzentrum in Ort(h)

C Redelsteiner
1   Fachhochschule St. Pölten, SG Master Soziale Arbeit, St. Pölten, Österreich
,
M Moser
2   Fachhochschule St. Pölten, Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung, St. Pölten, Österreich
› Author Affiliations
 

Hintergrund Eine zunehmend ältere Bevölkerung, Lücken in der medizinischen Versorgung, lange Anfahrten in Krankenhäuser, sowie nicht indizierte Rettungstransporte sind für viele Gemeinden eine Herausforderung. Insbesondere die Schnittstellen zwischen Pflege, Rettungsdienst und psychosozialen Angeboten bleibt dabei vielfach ungenützt.

Beschreibung des Projektes Die Gemeinde Orth an der Donau beauftragte die Fachhochschule St. Pölten, Masterstudiengang Sozialarbeit mit der Durchführung eines studentischen Forschungsprojekts mit der Fragestellung: Wie kann das Anliegen der Sicherstellung allgemeinmedizinischer Versorgung im Rahmen eines weiter entwickelten Konzepts der Primärversorgung in ein Gemeinwesenzentrum (GWZ) integriert werden? Das Forschungsziel bestand in der Erarbeitung eines Konzepts für ein zentral gelegenes, zielgruppenoffenes, bedürfnisgerechtes GWZ unter Einbindung lokaler Ressourcen. Qualitative und quantitative Forschungsmethoden wurden eingesetzt, Sozialraumbegehungen und Experteninterviews durchgeführt, in zwei Bürgerbeteiligungsforen Konzepte gemeinsam erarbeitet und mit Interessenspartnern eine kommunikativen Validierung durchgeführt.

Empfehlungen

  • Soziale Ungleichheit, die sich in unterschiedlichen Lebensbedingungen widerspiegelt, macht krank und hilfsbe- dürftig. Sozialarbeit kann bei der Linderung von Armut und sozialer Ausgrenzung als auch in der Förderung der Gesundheit eine bedeutsame Rolle spielen.

  • Krankheitsversorgung (Medizin, Pflege,Therapieangebote) wird durch soziale Angebote (Beratung, Begleitung, Betreuung, Information, Begegnungsräume) und Möglichkeiten der Selbstorganisation und Eigenaktivität der BürgerInnen ergänzt.

  • Bereits die gemeinsame Konzeption eines GWZ unterstützt nachbarschaftliche Netzwerke und ein Miteinander der BürgerInnen.

  • Das GWZ fördert durch inhaltliche und bauliche Konzeption eine integrierte Zusammenarbeit von Medizin, Sozialarbeit, Pflege, Physiotherapie sowie medizinischen und psychosozialen Fachkräften. Selbsthilfe und Nachbarschaftshilfe werden durch aufsuchende Sozialarbeit im Gemeinwesen gestärkt.

  • Gemeinwesenarbeit ist ein zentraler Handlungsgrundsatz des Zentrums, BürgerInnen können MiteigentümerInnen werden, es finden regelmäßige Austauschforen zur Mitgestaltung und Weiterentwicklung statt.



Publication History

Article published online:
26 May 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York