Treten Blutungskomplikationen nach Tonsillenchirurgie regional unterschiedlich häufig auf?

Einleitung Die regional unterschiedliche Häufigkeit von Tonsilleneingriffen in Deutschland ist spätestens seit der Bertelsmann-Studie ein immer wieder diskutiertes Thema. Inwieweit dies auch auf die Häufigkeit von revisionspflichtigen Blutungskomplikationen zutrifft, sollte anhand der vorliegenden Studie geklärt werden.

Material und Methoden In einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts wurden zwischen 2005 und 2018 stationär durchgeführte Tonsilleneingriffe erfasst. Identifikationskriterium waren die OPS-Codes von Tonsillektomie, Abszesstonsillektomie, Revisionstonsillektomie, Adenotonsillektomie, Tonsillotomie und Blutungsstillung. Anhand der Bevölkerungsstatistik wurden Operations- und Nachblutungsraten pro Geschlecht, Jahr, bundesweit und die einzelnen Bundesländer berechnet.

Ergebnisse Die Gesamtoperationszahl ist von 131.162 in 2005 auf 70.335 in 2018 gesunken. Die Nachblutungsraten in Hamburg, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Berlin lagen oberhalb des Bundesdurchschnitts, dem die Bundesländer Hessen, Bayern und Sachsen entsprachen. Die Nachblutungsraten änderten sich im Beobachtungszeitraums in jedem Bundesland nicht signifikant. Patienten bluteten signifikant häufiger als Patientinnen. Die geringste Nachblutungsrate fand sich für die Altersklasse <5 Jahre, die höchste Nachblutungsrate fand sich hingegen zwischen dem 20.und 25. Lebensjahr, geschlechts- und ortsunabhängig.

Schlussfolgerung Trotz des signifikanten Gesamtfallzahlrückgangs im Beobachtungszeitraum hat sich die Charakteristik der Blutungskomplikation in Bezug auf Geschlecht, Alter und Region nicht geändert. Die Häufung von Blutungskomplikationen in einer bestimmten Altersklasse, beim männlichen Geschlecht und bestimmten Regionen bleibt ein Phänomen ohne wissenschaftlich plausible Erklärung.

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Article published online:
10 June 2020