CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2020; 99(S 02): S12-S13
DOI: 10.1055/s-0040-1710475
Poster
Aerodigestivtrakt

Behandlung einer ausgeprägten Kolliquationsnekrose des Larynx nach suizidaler Laugeningestion

N Bosch
1   Universitätsklinikum Heidelberg, HNO, Heidelberg
,
M Kolb
1   Universitätsklinikum Heidelberg, HNO, Heidelberg
,
R Hohenberger
1   Universitätsklinikum Heidelberg, HNO, Heidelberg
,
PA Federspil
1   Universitätsklinikum Heidelberg, HNO, Heidelberg
› Author Affiliations
 

Ein 16 jähriges Mädchen ingestierte Abflussreiniger (rorax®) in suizidaler Absicht. Nach notärztlicher Erstversorgung mussten Magen und Speiseröhre aufgrund vollständiger Nekrotisierung vollständig entfernt werden. Ein Pharyngostoma sowie eine duodenale Witzelfistel wurden angelegt. Die großflächige Schädigung der aggressiven Laugenlösung führte in den nächsten Tagen zu einer Vernarbung des Pharynx und Verschluss des Pharyngostomas. Das pharyngeale und laryngeale Narbenwachstum zeigte eine sehr aggressive Dynamik sodass aufgrund einer hochgradigen Stenosierung des Endolarynx 4 Wochen nach Ingestion eine Notfallkoniotomie und Tracheostomaanlage erfolgen musste.

Der supraglottische Larynx und Hypopharynx wurden im Verlauf der nächsten 12 Monaten immer wieder laserchirurgisch eröffnet und lokal mit Mitomycin C behandelt. Mitunter waren die anatomischen Strukturen des Larynx nicht mehr zu identifizieren. Durch die Interventionen konnte der Patientin eine Stimmbildung ermöglicht und eine psychiatrische Mitbehandlung sichergestellt werden.

Die Patientin ist aktuell nach aufwändiger Supraglottoplastik mit Epiglottopexie in der Lage mittels gefensterter Sprechkanüle und Passy Muir Ventil bei guter Stimmlippenbeweglichkeit und freier Glottisebene deutlich zu sprechen. Eine Rekonstruktion des Ö–sophagus mittels Colon-Interponat scheint aufgrund des weiterhin sehr hohen Vernarbungsrisikos aktuell nicht möglich.

Die durch Laugeningestion verursachte Kolliquationsnekrose des Larynx stellt eine besonders schwer zu behandelnde Problematik dar. Die Intensität und insbesondere der zeitliche Verlauf der anhaltenden Narbenbildung sollte beim Management von Laugeningestionen im Blick behalten werden. Eine regelmäßige Kontrolle und ggf. Intervention sind unerlässlich.



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Article published online:
10 June 2020

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