CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2020; 99(S 02): S72
DOI: 10.1055/s-0040-1711535
Abstracts
Infektiologie/Hygiene

Ausgedehnt nekrotisierender Herpes labialis mit cervicalem Erysipel

T Czilwik
1   Agaplesion Bethanien Krankenhaus, HNO und Kopf-Hals-Klinik, Frankfurt/M.
,
C Barth
1   Agaplesion Bethanien Krankenhaus, HNO und Kopf-Hals-Klinik, Frankfurt/M.
,
BB Lörincz
1   Agaplesion Bethanien Krankenhaus, HNO und Kopf-Hals-Klinik, Frankfurt/M.
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Einleitung Am Fallbeispiel einer 79-jährigen immunkompetenten Patientin soll das mögliche schwere Ausmaß eines Herpes labialis und dessen Therapie verdeutlicht werden.

Patient und Methoden Es erfolgten eine HNO-ärztliche Untersuchung sowie laborchemische und serologische Untersuchungen.

Ergebnisse Klinischer Befund: Stark geschwollene und gerötete Unterlippe rechtsbetont mit gelblichen Verkrustungen und Nekrosezonen sowie offen blutige Stellen. Begleitendes Erysipel von der Unterlippe bis auf Höhe des Jugulums reichend. Temperatur 38,3°C.

Laborchemische Werte: Leukozyten 22,4 G/l mit Neutrophilie, C-reaktives Protein 269,3 mg/l, Procalcitonin 4,87 ng/ml, Blutkulturen negativ.

Serologische Werte: HSV-IgG stark positiv, HSV-IgM positiv, VZV-IgG positiv, VZV-IgM norm, HIV und akute oder chronische Hepatitis B/C ohne Hinweis auf vorliegende Infektion.

Therapie und Verlauf: Es erfolgten eine intravenös antivirale sowie eine lokal antivirale Therapie mit Aciclovir. Das begleitende Erysipel sprach für eine sekundäre bakterielle Infektion. Bei deutlich erhöhtem Procalcitonin-Wert begannen wir daher auch eine intravenös antibiotische Therapie mit Piperacillin/Tazobactam. Hierunter kam es zu einer Besserung des Beschwerdebildes. Im Verlauf heilten die Läsionen unter Narbenbildung langsam ab. Insgesamt erwiesen sich sämtliche Titer in einer nachfolgenden Kontrolle rückläufig.

Schlussfolgerung Auch bei fehlender Immundefizienz ist eine schwere Form des Herpes labialis möglich. Bei Anzeichen einer begleitenden bakteriellen Infektion sollte neben einer intravenös antiviralen auch eine antibiotische Behandlung eingeleitet werden. Ein möglichst früher Beginn ist entscheidend, da die Viren nur in der Replikationsphase gehemmt werden und so eine ausgedehnte Nekrotisierung verhindert werden kann.



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Article published online:
10 June 2020

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