Es muss nicht immer ein Tumor sein!

Einleitung Kopf-Hals-Malignome sind bei Risikogruppen geläufige Ursachen für Halsschmerzen bzw. Schluckbeschwerden. Allerdings gibt es auch seltenere, an sich jedoch typische Erkrankungen mit hoher Bedeutung, die in der Differenzialdiagnose nicht außer Acht gelassen werden sollten.

Fallbericht Ein 41-jähriger Zirkusmitarbeiter war wegen Schluckbeschwerden in einer HNO-Klinik im Norden Deutschlands vorstellig geworden. Dort wurde bei dem starken Raucher eine ulzeröse Veränderung der linken Taschenfalte festgestellt und eine Panendoskopie mit Probenentnahme durchgeführt. In der histopathologischen Untersuchung konnte lediglich eine ulzero-phlegmonöse Entzündung ohne Anhalt auf Malignität festgestellt werden. Die von den Kollegen vorgesehene Bildgebung und Re-Endoskopie nahm der Patient wegen eines Ortswechsels des Zirkus nach Hessen nicht wahr.

Bei der Vorstellung in unserer Klinik bestätigte sich der klinische Verdacht; darüber hinaus ließen sich sonographisch hochgradig suspekte Halslymphknoten ausmachen. Wegen der Vorinformationen planten wir eine erneute Panendoskopie und veranlassten zuvor eine Bildgebung. Dabei wurde der hochgradige Verdacht auf eine offene, ausgedehnte Lungentuberkulose geäußert. Der Quantiferon-Test war negativ. Im Sputum ließen sich mikroskopisch säurefeste Stäbchen und in der Kultur Mycobacterium tuberculosis nachweisen. Eine leitliniengerechte Chemotherapie wurde bei dem inzwischen isolierten Patienten eingeleitet.

Schlussfolgerung Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, dass gerade bei Risikogruppen die Tuberkulose auch heute noch eine Rolle spielt. Insbesondere auch aus seuchenhygienischen Aspekten macht es für den HNO-Arzt Sinn, sich mit dieser Thematik zu befassen und bei Bedarf entsprechende Untersuchungen zu veranlassen.

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Article published online:
10 June 2020