CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2020; 99(S 02): S183-S184
DOI: 10.1055/s-0040-1711719
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Otologie

Diskrepanz zwischen objektiver Messung und subjektiver Wahrnehmung des Sprachverstehens bei einem Patienten mit einseitiger Taubheit und unilateraler CI-Versorgung

L Gärtner
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Hannover
,
A Lesinski-Schiedat
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Hannover
,
A Büchner
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Hannover
,
T Lenarz
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Hannover
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Wir berichten vom Fall einer einseitig ertaubten Patientin. Die Versorgung mit einem Cochlea-Implantat (CI), Modell Synchrony Flex 28 der Firma MED-EL, erfolgte bei Resthörigkeit auf der rechten Seite im Alter von 64 Jahren. Das Restgehör konnte erhalten werden. Die Erstanpassung mit einem EAS-Sprachprozessor erfolgte 2 Monate postop mit einem sehr guten Ergebnis von 72 % Satzverstehen beim HSM Sprachtest im Rauschen (10 dB SNR).

Zum Nachsorgetermin 6 Monate später berichtete die Patientin über keinerlei Probleme mit dem CI. Beim Sprachtest im Rauschen konnte sie nunmehr jedoch gar nichts mehr verstehen. Eine technische Überprüfung des Sprachprozessors deckte eine defekte EAS-Komponente auf. Der Prozessor wurde getauscht und die Patientin über eine Änderung im Klang befragt. Erstaunlicherweise vernahm die Patientin subjektiv keinen Unterschied zum defekten Prozessor. Eine unmittelbar nachfolgende Wiederholung des Tests resultierte in 79 % Sprachverstehen.

Durch das normalhörende Ohr links wurde der Tieftonbereich ausreichend repräsentiert. Da bei tiefen Frequenzen keine Lokalisation möglich ist, hatte der Patient im Alltag keine Beeinträchtigung im Sprachverstehen bemerkt. Erst durch den Sprachtest in direkter Kopplung zeigte das CI ohne die akustische Verstärkung Schwächen, die so gravierend waren, dass im Störgeräusch kein Verstehen mehr möglich war.

Fazit Insbesondere bei Patienten mit einseitiger Taubheit ist bei Nachsorgeuntersuchungen auf ein ordnungsgemäßes Funktionieren des Sprachprozessors zu achten, da das subjektive Erleben einen Defekt nicht immer deutlich macht. Weiterhin zeigt sich die enorme Bedeutung des Restgehörerhalts bei der CI-Versorgung.



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Article published online:
10 June 2020

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