Einfluss von Nachhall auf die Schalllokalisation und das Sprachverstehen im Störgeräusch von Cochlea Implantat Trägern mit einseitiger Taubheit

Zur Lokalisation von Schallen und um auch in schwierigen Störgeräuschsituationen Sprache verstehen zu können, ist die Verarbeitung beider Ohrsignale essentiell. Bei Menschen mit einseitiger Taubheit (engl. single-sided deafness, SSD) ermöglicht die Versorgung mit einem Cochlea-Implantat (CI) ein beidohriges Hören. Ziel der Studie war es, den Einfluss von Nachhall auf die Lokalisationsfähigkeit und auf das Sprachverstehen im Störgeräusch bei SSD-Nutzern im Vergleich mit einer normalhörenden (NH) Gruppe zu untersuchen. Fünf erfahrene SSD-Nutzer (Ø Alter 50 Jahre) und 21 NH (Ø Alter 28 Jahre) nahmen an der Studie teil. Die Untersuchungen erfolgten in einem reflexionsarmen Raum unter Freifeldbedingungen und im Nachhall (Raumsimulation eines Hörsaals). Es wurde der mittlere Lokalisationsfehler für gepulste breitbandige Rauschstimuli in der Horizontalebene für Prüfwinkel zwischen ±60° frontal bestimmt. Die Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS) im Störgeräusch wurde mit vier zeitlich dekorrelierten Störschallquellen (amplitudenmoduliertes Rauschen) bei frontaler Sprachwiedergabe ermittelt. Der mittlere Winkelfehler lag bei den SSD-Nutzern ohne Nachhall im Median bei 12,1° und in der NH-Gruppe bei 1,8°. Es zeigte sich eine große Streuung unter den SSD Nutzern. Die SSD-Nutzer erreichten im Freifeld eine mittlere SVS von ‑11,8 dB SNR und im Nachhall eine signifikant schlechtere SVS von -4,6 dB SNR (NH -14,0 dB SNR zu -10,3 dB SNR im Nachhall). Alle SSD-Nutzer zeigten eine für Alltagssituationen hinreichend genaue Lokalisationsleistung. Sowohl die Lokalisation von Schallen als auch das Sprachverstehen im Störgeräusch wird im Nachhall erschwert. Insbesondere im Sprachverstehen ist der Einfluss von Nachhall in der SSD-Gruppe ausgeprägter als in der NH-Gruppe.

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Article published online:
10 June 2020