Die Entwicklung der Theory of Mind (ToM) von Kindern mit einem Cochlear Implant (CI)

Einleitung Die ToM bezeichnet die sozial-kognitive Kompetenz, sich selbst und anderen mentale Zustände zuzuschreiben (Astington, 2000). Studienbefunde legen nahe, dass die ToM sprachassoziiert ist und mit anderen psychosozialen Fähigkeiten zusammenhängt (Holmer, Heimann und Rudner, 2016).

Ziel ist die Klärung der Frage, ob und ggf. welche Zusammenhänge zwischen der ToM und der Sprachentwicklung bei CI-versorgten Kindern besteht.

Methode Eingeschlossen wurden N = 21 Kinder mit CI (CIK) mit einem durchschnittlichem Lebensalter (LA) von 4;2 Jahren (J) (SD = 0,8; 3;0 – 5;5 J) und einer mittleren CI-Tragedauer von 2;3 J (SD = 1). In die Kontrollgruppe wurden 20 normalhörenden Kinder (NHK) eingeschlossen mit einem Durchschnittsalter von 4;7 J (SD = 0,9; 3;0 – 5;9 J.) Als Messinstrumente wurden u.a. ein neu konzipiertes, modifiziertes und weitgehend sprachfreies Prüfverfahren der ToM in Anlehnung an Wellmann&Liu (2004) sowie Teilbereiche der Patholinguistischen Entwicklungsdiagnostik (PDSS) angewendet.

Ergebnisse Die CIK schnitten mit einen Durchschnittswert von 4,5 (SD = 0,1) gegenüber den NHK mit 5,7 (SD = 0,125) ab. Der Unterschied ist signifikant (p = 0,01).

In der Gesamtgruppe zeigen sich signifikante Zusammenhänge zwischen der ToM und dem LA (r = 0,68; p < 0,01) sowie dem Sprachstand: Prozentrang (PR) bezogen auf PDSS-Nomen mit r = 0,4 (p = 0,01) und PR bezogen auf PDSS-Verben mit r = 0,39 (p = 0,02).

Schlussfolgerung Die NHK zeigen signifikant bessere Resultate bzgl. der ToM-Entwicklung als die CIK, dabei stellen Lebensalter und Stand der Sprachentwicklung entscheidende Einflussfaktoren dar.

Wesentlich scheint eine ganzheitliche - sprachliche und psychosoziale Kompetenzen einbeziehende- Förderung zu sein.

Publication History

Article published online:
10 June 2020