Analyse des Colliculus inferior in routinemäßig anfallenden diagnostischen Kernspin-Datensätzen der Regensburger HNO-Klinik: Ist eine Bestimmung des Volumens praktikabel?

Das Volumen des Colliculus inferior (IC) soll in klinischen Kernspin Datensätzen bestimmt werden. Dazu wurden 66 Bilddatensätze mit den zugehörigen DICOM Dateien von Patienten der Regensburger HNO-Klinik ausgewertet.

Die Bildebenen wurden als screenshots aus dem SAP Programm MPRAGE MRI als „stack“ in ImageJ importiert und entsprechend skaliert. Die Identifikation des ICs erfolgte im „orthogonal view“ und die zum IC gehörenden Voxel wurden als „Region of Interest“ (ROI) manuell markiert, um die Anzahl für den rechten und linken IC zu bestimmen. Das IC-Volumen ergab sich durch Multiplikation der Voxel-Zahl mit dem Voxel-Volumen, das aufgrund der Angaben „Slice Thickness“ (0.7-1.1mm) und „Pixel Spacing“ (0.78-1.02mm) in der zugehörigen DICOM Datei berechnet wurde.

Das IC-Volumen weist eine systematische Änderung in Abhängigkeit von der Altersgruppe auf (Kruskal-Wallis-Test, Altersgruppe vs IC-Volumen, p<0,001). Mann-Whitney-U-Paarvergleiche zeigen eine signifikante Zunahme des mittleren IC-Volumens (p<0,001) von 15,3+/-3,9mm³ bei Gruppe 1 (Säuglinge < 1Jahr, N = 23) auf 21,5 +/-6,7mm³ bei Gruppe 2 (Kinder zwischen 1 und 10 Jahren, N = 17) und auf das Maximum von 29,1 +/- 6,1mm³ bei Gruppe 3 (Jugendliche und Erwachsene, 10 bis 60 Jahre, N = 19). Bei Gruppe 4, den über 60-jährigen (N = 7), ergab sich im Vergleich zu Gruppe 3 eine signifikante (p<0,007) Abnahme auf 22,0 +/-3,1mm³.

Das Volumen des menschlichen IC kann aus diagnostischen Kernspin-Datensätzen bestimmt werden. Der zeitliche Verlauf der altersabhängigen Änderung des IC-Volumens ähnelt den Ergebnissen, die Koenigsmark und Murphy (1972) für den ventralen Kochleariskern beschrieben haben und weist, ähnlich wie im Tiermodell (Gleich, Netz, Strutz; 2014), auf eine Schrumpfung des IC im fortgeschrittenen Alter hin.

Publication History

Article published online:
10 June 2020