CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2020; 99(S 02): S242
DOI: 10.1055/s-0040-1711899
Poster
Otologie

Fallvorstellung: Tuberkulose des Mittelohrs

M Schmitt
1   HNO Klinik Heilbronn, SLK Kliniken, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Heilbronn
,
S Andrianopoulou
1   HNO Klinik Heilbronn, SLK Kliniken, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Heilbronn
,
K Feist
1   HNO Klinik Heilbronn, SLK Kliniken, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Heilbronn
,
B Lippert
1   HNO Klinik Heilbronn, SLK Kliniken, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Heilbronn
› Author Affiliations
 

Einleitung Es erkranken weltweit jährlich ca. 10 Mio. Menschen an Tuberkulose (Tbc). Im Zuge der Migration kam es 2015 in Deutschland zu einem Anstieg der Inzidenz. Tbc betrifft in 80 % die Lunge, kann jedoch auch jedes andere Organ betreffen. Nur 0,04 % der chronischen Mittelohrentzündungen sind durch Mycobacterium tuberculosis verursacht und stellen damit eine seltene Differentialdiagnose dar.

Fallvorstellung Ein 80-jähriger Patient stellte sich mit rezidivierender, schmerzloser Otorrhoe und Hörminderung links vor. Die CT des Felsenbeins zeigte eine Verlegung des Mastoids mit unscharfer Knochenbegrenzung zur mittleren Schädelgrube. Intraoperativ imponierte ein weißlich polypös-granulomatöses Gewebe mit destruierendem Wachstum und Arrosion der Gehörknöchelchenkette, des Fazialiskanals und der knöchernen Schädelbasis zur mittleren Schädelgrube. Die Histologie inkl. PCR ergab eine Tbc. Es wurde eine Lungentuberkulose ausgeschlossen (CT-Lunge, Sputum, Bronchoskopie). Nach Erregertypisierung und Resistenzbestimmung erfolgte die Einleitung der 4-fach Therapie (Rifampicin, Isoniazid, Ethambutol, Pyrazinamid). Eine Second-look Operation wurde nach Abschluss der Therapie in 9-12 Monaten geplant.

Schlussfolgerung Die Mittelohrtuberkulose lässt sich klinisch nicht wesentlich von einer eitrigen Otitis media unterscheiden und sollte als Differenzialdiagnose nicht vergessen werden. Charakteristisch ist eine lange andauernde und schmerzlose Otorrhoe mit multiplen Trommelfellperforationen und blassen Schleimhautpolypen im Mittelohr. Therapie der Wahl ist die medikamentöse Therapie sowie die chirurgische Sanierung bei ausgeprägtem Befall, zur Behandlung von Komplikationen und zur Rekonstruktion.



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Article published online:
10 June 2020

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