Peritonsillarabszess eines Neugeborenen

Wir berichten über einen vier Wochen alten Jungen, der uns aus einer externen Kinderklinik zugewiesen wurde. Anamnestisch bestanden seit drei Tagen Fieber, eine mangelnde Kopfdrehung nach links und eine Schwellung im Kieferwinkel links. In der externen Klinik waren eine stationäre, antibiotische Behandlung und eine Magnetresonanztomografie (MRT) erfolgt. Nach telemedizinischer Vorstellung wurde der Patient zu uns verlegt. Klinisch zeigten sich enoral die Schleimhäute und die Tonsillen beidseits reizlos. Es imponierte eine derb palpable Schwellung im Bereich des linken Kieferwinkels. Die MRT zeigte eine pathologische Signalintensität links in der peritonsillären Region mit hypointensem Umgebungsraum und Verdrängung des Pharynx nach rechts. Es bestand der dringende Verdacht auf einen PTA links. Wir führten die Antibiose mit Ampicillin/Sulbactam, Schmerztherapie und Fiebersenkung gewichtsadaptiert fort. Am Folgetag wurde die Abszessinzision komplikationslos durchgeführt. Hier entleerte sich am unteren Tonsillenpol ein Abszess. Postoperativ wurde der Patient auf Kinderintensivstation überwacht und am ersten postoperativen Tag entfiebert und in gutem Allgemeinzustand auf Normalstation verlegt. Im Pathologiebefund zeigte sich eine chronisch-granulierende, floride Entzündung, vereinbar mit der Diagnose eines PTA. Im intraoperativen Wundabstrich wurde Staphylococcus aureus nachgewiesen. Wegen der untypischen Konstellation von Alter und Diagnose wurde Diagnostik hinsichtlich eines Immundefekts durchgeführt. Dafür fand sich kein Anhalt. Die Ätiologie des PTA ist nicht ausreichend geklärt. Wie im vorliegenden Fall muss eine akute Tonsillitis nicht der Ausgangspunkt sein. Ein PTA kann bereits bei Neugeborenen auftreten und der klinische Befund von dem eines Erwachsenen abweichen.

Poster-PDF A-1435.PDF

Publication History

Article published online:
10 June 2020