Ein ungewöhnlicher Fall rezidivierender Fazialisparesen

Einleitung Ein 22-jähriger Patient berichtet über vier Episoden einer temporären, linksseitigen Fazialisparese beim Fliegen. Initial bemerke er jeweils ein „zufallendes“ Ohr mit stechender Otalgie. Nach erfolgtem Druckausgleich bessere sich die Symptomatik nahezu sofort.

Methoden Wir führten eine selektive Literaturrecherche durch: Wenige Fälle einer rezidivierenden Fazialisparese bei Änderungen des Umgebungsdrucks sind mehrheitlich für Taucher und seltener für Flugreisende beschrieben. Pathophysiologisch wird eine Mikrozirkulationsstörung bei fehlender knöcherner Bedeckung des Nervus fazialis im tympanalen Verlauf diskutiert: In Kombination mit unzureichender Anpassung an den geänderten Umgebungsdruck entstehe im Sinne eines Mittelohrbarotraumas eine temporäre ischämische Neurapraxie, welche nach erfolgtem Druckausgleich reversibel ist.

Ergebnisse Eine sogenannte `Faziale Baroparese´ wird von verschiedenen Autoren mit vergleichbarer Anamnese beschrieben, meist jedoch als einmaliges Ereignis. Im DVT des Patienten ist eine knöcherne Dehiszenz des Fazialiskanals im tympanalen Segment nachweisbar. Diese ist jedoch auch bei asymptomatischen Patienten kein seltener Befund. Eine ipsilaterale, chronische Sinusitis bei massiver Septumdeviation könnte im vorliegenden Fall mitursächlich für die latent unzureichende Mittelohrbelüftung sein.

Schlussfolgerung Auslösende Faktoren einer gestörten Mittelohrbelüftung sind abzuklären und zu therapieren. Die Anwendung topischer α1-Adrenozeptor-Agonisten vor und während eines Fluges ist zu empfehlen. Als weitere Behandlungsoptionen stehen Tubentraining, Ballontubendilatation und Paukenröhrcheneinlage zur Verfügung.

Poster-PDF A-1809.PDF

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Article published online:
07 August 2020