Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2020; 48(03): 200
DOI: 10.1055/s-0040-1713028
Vorträge
Zoo- und Wildtiere

Tödliche Paarungsversuche bei marinen Säugern – auf den Spuren eines Serientäters

K Hülskötter
1   Institut für Pathologie, Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)
6   Zentrum für systemische Neurowissenschaften (ZSN), Hannover
,
S Rohner
2   Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW), TiHo
,
S Gross
2   Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW), TiHo
,
A Abdulmawjood
3   Research Center for Emerging Infections and Zoonoses (RIZ), TiHo
,
J Verspohl
4   Institut für Mikrobiologie, TiHo
,
L Haas
5   Institut für Virologie, TiHo
,
M Plötz
2   Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW), TiHo
,
W Baumgärtner
1   Institut für Pathologie, Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)
6   Zentrum für systemische Neurowissenschaften (ZSN), Hannover
,
U Siebert
2   Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW), TiHo
,
P Wohlsein
1   Institut für Pathologie, Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)
› Author Affiliations
 

Einleitung Bei marinen Säugern kann aggressives Paarungsverhalten auftreten. Wenn subdominante Männchen sich nicht mit Weibchen der eigenen Spezies paaren können, kann es zu Paarungsversuchen mit Tieren anderer Spezies kommen. Bei großer Diskrepanz im Körperbau und/oder Unreife des Opfers können diese Begegnungen tödlich enden.

Material und Methoden Innerhalb von 8 Wochen wurden 11 adulte, weibliche Seehunde (Phoca vitulina) an einem etwa 30 km langen Küstenabschnitt Schleswig-Holsteins tot aufgefunden. Proben verschiedener Gewebe und Organe wurden histologisch und elektronenmikroskopisch untersucht oder einer virologischen, mikrobiologischen und molekularen Untersuchung unterzogen.

Befunde Fünf Tiere wiesen Scheidenrisse auf. Bei 2 Tieren mit genitalen Perforationen befanden sich die Feten frei im Abdomen. Histologisch wurden bei 2 Tieren Spermatiden in den Vaginalläsionen nachgewiesen. Mikrobiologisch wurden bei allen Tieren β-hämolysierende Streptokokken und E. coli isoliert. Bei der PCR- und Sequenzanalyse von Vaginalproben war Kegelrobben-DNA (Halichoerus grypus) nachweisbar.

Schlussfolgerung Die Seehundweibchen sind an einer bakteriellen Septikämie ausgehend von Genitalläsionen verstorben, die durch Paarungsversuche eines Kegelrobbenmännchens entstanden sind.



Publication History

Article published online:
06 July 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York