Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2020; 48(03): 204
DOI: 10.1055/s-0040-1713046
Posterpräsentationen
Zoo- und Wildtiere

Porphyrie beim Wildschwein – ein Jäger sieht rot!

J Sehl
1   Abteilung für experimentelle Tierhaltung und Biosicherheit, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
,
HD Pfannenstiel
2   Institut für Biologie, Freie Universität Berlin, Berlin-Dahlem
,
JP Teifke
1   Abteilung für experimentelle Tierhaltung und Biosicherheit, Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems
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Einleitung Störungen im Porphyrinstoffwechsel führen zu braunrötlichen Ablagerungen sowohl in Zähnen und Knochen als auch in anderen Organen wie Leber oder Milz. Während die kongenitale erythropoetische Porphyrie des Rindes autosomal-rezessiv vererbt wird, ist die Pathogenese beim Schwein unklar. Bei Wildtieren ist über das Vorkommen der Erkrankung wenig bekannt.

Material und Methoden Zur Untersuchung gelangte ein Schädel eines männlichen Wildschweins, der braunrötliche Farbabweichungen an Zähnen und Knochen aufwies. Die Gewebe wurden mit ultraviolettem Licht auf Autofluoreszenz untersucht.

Befunde Sowohl Zähne als auch Ober- und Unterkieferknochen zeigten eine rote Autofluoreszenz, die auf die fotodynamische Wirkung angereicherter, nicht abbaubarer Kopro- und Uroporphyrine zurückzuführen ist.

Schlussfolgerung Erkrankungsursache bei diesem erlegten Wildschwein ist Porphyrie. Trotz der Farbabweichungen an Knochen und Zähnen liegen keine Gründe vor, die Genusstauglichkeit des ansonsten unveränderten Wildbrets infrage zu stellen. Im Jagdbezirk des erlegten Keilers sollen weitere derartige Fälle bekannt geworden sein. Dies lässt auf einen dominanten Erbgang der Porphyrie schließen. Weitere Untersuchungen zur molekulargenetischen Grundlage der Stoffwechselstörung sind geplant.



Publication History

Article published online:
06 July 2020

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