Food Addiction und andere süchtige Verhaltensweisen vor und nach Adipositaschirurgie

Einleitung Die Längsschnittuntersuchung widmete sich der Frage, ob Patienten/innen mit präoperativem suchtartigen Essverhalten eine postoperative Verlagerung ihres nahrungsmittelbezogenen Suchtverhaltens auf nicht-nahrungsmittelbezogene Süchte berichten.

Methoden Es wurden Daten vor sowie sechs und 12 Monate nach Adipositaschirurgie erhoben. Symptome suchtartigen Essverhaltens wurden mit der Yale Food Addiction Scale 2.0 (YFAS 2.0) erfasst. Anhand standardisierter Fragebögen wurden zudem Symptome von Substanzkonsumstörungen und Verhaltenssüchten gemessen.

Ergebnisse Basierend auf Fragebogenschwellenwerten wurden zu t0 (n = 216) folgende Prävalenzraten ermittelt: Food Addiction 27,3%; Substanzkonsumstörungen Alkohol 1,9%/Tabak 6%; Störungen durch Glücksspielen 0,5%/Internetnutzung 2,3%/Kaufen 17,1%; hypersexuelle Störung 1,4%; exzessives Sporttreiben 0,9%. Follow-up Daten liegen von 136 Patienten/innen zu t1 und 106 Patienten/innen zu t2 vor. Postoperativ wurde ein Absinken von Food Addiction Symptomen berichtet (YFAS-basierte Prävalenz t1 13%, t2 15%). Abgesehen von einem Rückgang kaufsüchtiger Symptome waren keine postoperativen Veränderungen in der Symptomschwere anderer suchtartiger Verhaltensweisen zu verzeichnen. Ebenso zeigten sich im Zeitverlauf keine Unterschiede in der Symptomschwere anderer suchtartiger Verhaltensweisen zwischen Patienten/innen mit präoperativer vs. ohne präoperative YFAS-Food Addiction Diagnose.

Schlussfolgerung Die Befunde sprechen nicht für einen Addiction Transfer nach Adipositaschirurgie. Stärken und Limitierungen der Studie sowie deren Implikationen für die klinische Praxis und zukünftige Studien werden diskutiert.

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Article published online:
04 September 2020