Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S13
DOI: 10.1055/s-0040-1717223
Vortrag
DKOU20-23 Schwerpunktthemen->3. Best Ager Plus – neue Herausforderungen für O&U

Ein Jahrzehnt zertifiziertes Zentrum für Alterstraumatologie - eine Bestandsaufnahme

A Prokop
*   präsentierender Autor
1   Kliniken Sindelfingen, Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen
,
K-M Reinauer
2   Klinikverbund Südwest, Kliniken Sindelfingen, Altersmedizin Med.IV, Sindelfingen
,
M Chmielnicki
3   Klinikverbund Südwest, Unfallchirurgie, Sindelfingen
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Inzidenz multimorbider Patienten mit Frakturen im hohen Alter wird weiter zunehmen. Eine kooperative Behandlung mit Unfallchirurgen, Geriatern und Therapeuten ist daher ein tragfähiges Zukunftskonzept. Seit 10 Jahren werden wir vom TÜV als Alterstraumatologiezentrum zertifiziert.

Konnte die Behandlungsqualität verbessert werden?

Methodik Es wurden Behandlungsalgorithmen erstellt, Begleitmedikationen optimiert, Ernährungsstandards und die geriatrische Komplexbehandlung eingeführt. Die präoperativen Verweildauern wurden verkürzt, die Letalitätsraten gesenkt und die Pflegeheimeinweisungen verringert. Durch die Einführung der geriatrischen Komplexbehandlung und konnten Mehrerlöse von knapp 2,5 Mio.Euro erzielt werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Die Durchführung nötiger Operationen innerhalb von 24 Stunden nach Aufnahme wurde 2009 mit 78% und 2019 mit 92% erreicht. Eine Mobilisation durch Physiotherapeuten innerhalb von 24 Stunden postoperativ konnte 2009 in 79% und 2019 in 91% geleistet werden. Die Dekubitusrate konnte nach Anschaffung neuer Betten, speziell gepolsterter OP-Auflagen und Einführung von Standards von 8% auf 3,1% gesenkt werden. Die Reoperationsrate konnte von 2009 mit 6,2% in 2019 auf 3,4% gesenkt werden. 2009 wurden 9,4% der Patienten neu in Kurz- oder Langzeitpflege entlassen, der Rest in Reha oder direkt nach Hause. 2019 waren es 7,6% in die Kurz- und 0,7% die in Langzeitpflege entlassen wurden. Die Letalitätsrate bei proximalen Femurfrakturen betrug 2009 6,7% und 2019 3,4%.

Durch das intensive Training und die vermehrte Betreuung der Patienten im Zentrum konnte ein deutlicher Rückgang beim Neuroleptikaverbrauch in der Nacht beobachtet werden. Der Neuroleptikaverbrauch konnte im Vergleich von 2009 zu 2019 nahezu halbiert werden.

Seit 2017 wurden freiwillige Patientenbegleiter ca. 1 Stunde pro Tag bei delirgefährdeten Patienten eingesetzt. Die Begleiter waren haft- und unfallversichert und erhielten eine kleine Fahrtkostenbeteiligung, die aus Spendengeldern finanziert wurde. Vom

01.07.17 bis 15.10.19 konnten so über 2000 Patienten begleitet werden. Keiner der Patienten erlitt ein Delir. Die Bewertung der Ehrenamtlichen nach Schulnoten zum Erfolg ihrer Arbeit lag im Mittel bei 1,3. Auffällig war eine deutlich geringere Frequenz an Patientenrufen an das Pflegepersonal, das somit entlastet wurden.

Fazit: Die regelmäßige Zertifizierung war sinnvoll und der Grund, sich fortdauernd mit dem Projekt zu beschäftigen und es weiterzuentwickeln. Die Behandlungsqualität wurde verbessert!

Stichwörter Zertifizierung, Alterstraumazentrum, interdiziplinär



Publication History

Article published online:
15 October 2020

© 2020. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany