Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S13-S14
DOI: 10.1055/s-0040-1717224
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DKOU20-39 Allgemeine Themen>26. Freie Themen

Akute Lungenarterienembolie bei (oder durch) präklinische Tourniquetanlage- eine unterschätzte Gefahr?

H Jansen
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Würzburg, Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
M Jordan
1   Universitätsklinikum Würzburg, Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
TM Heintel
1   Universitätsklinikum Würzburg, Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
K Fehske
1   Universitätsklinikum Würzburg, Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
R Meffert
1   Universitätsklinikum Würzburg, Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
S Hölscher-Doht
1   Universitätsklinikum Würzburg, Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Anlage von präklinischen Tourniquets bei vermeintlichen oder tatsächlichen starken Blutungen nach Extremitätenverletzungen durch den Rettungsdienst ist nicht standardisiert und kann zu teils erheblichen Risiken wie u.a. ischämischen Schäden weit oberhalb der Verletzung und -bei unzureichender Kompression- sogar zu vermehrtem Blutverlust bei venöser Stauung führen. Die Inzidenz bei Verwendung eines Tourniquets am Oberschenkel bei elektiven Eingriffen an der unteren Extremität ist heterogen. Lediglich Einzelfälle einer Lungenarterienembolie (LAE) nach Öffnung sind beschrieben.

Methodik Im vorliegenden Fall wurde bei einem psychisch vorerkranktem 35-jährigem Mann nach Schussverletzung im Rahmen eines Polizeieinsatzes am distalen Oberschenkel direkt ein Notfall-Tourniquet am proximalen Oberschenkel angelegt. Der Patient wurde nach ca. 90 Minuten intubiert und beatmet in den Schockraum eingeliefert. Direkt nach Öffnung des Tourniquets wurde der Patient ohne aktiv auftretende Blutung hämodynamisch instabil. In der CT- Polytraumaspirale zeigte sich eine Lungenartierienembolie in der zentralen Pulmonalarterie rechts sowie in der rechten Oberlappenarterie und gering auch in der rechten Mittellappenarterien. Eine Thrombose in der venösen Gefäßstrombahn konnte nicht detektiert werden. Am distalen Femur zeigten sich neben einer offenen Kondylenfraktur eine Dissketion der Arteria femoralis superficialis und eine minimale Läsion der Vena femoralis superficialis. Es erfolgte die Osteosynthese der Kondylenfraktur, die Rekonstruktion der A. femoralis superficialis rechts durch Resektion und End-zu-End Anastomose sowie die Einzelknopf-Übernähung der A. femoralis superficialis. Mit einer therapeutischen Antikoagulation wurde begonnen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Die wahrscheinlichste Genese für die Lungenarterienembolie lag in diesem Fall in dem sehr weit proximal angelegtem und stark komprimierendem Tourniquet. Daten bezüglich des Risikos einer LAE nach Öffnung eines präklinisch Angelegten Tourniquets sind bisher in der Literatur existieren nicht.

Beim Öffnen eines Tourniquets sollte im Falle einer akut auftretenden hämodynamischen Instabilität ohne aktive Blutung das Auftreten einer LAE frühzeitig bedacht werden.

Stichwörter Tourniquet, Präklinik, Lungenarterienembolie



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Article published online:
15 October 2020

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