Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S28-S29
DOI: 10.1055/s-0040-1717258
Vortrag
DKOU20-139 Allgemeine Themen>13. Arthroskopische Chirurgie

Eine klinische Prüfung zur Nachbehandlung nach isolierter vorderer Kreuzbandersatzplastik mittels Hamstringsehnen-Plastik mit und ohne Orthese - Ergebnisse einer prospektiven randomisierten klinischen Studie

J Hax
*   präsentierender Autor
1   Universitätsspital Zürich, Zürich
,
W Martin
2   BG Klinikum Duisburg gGmbH, Duisburg
,
C Seelmann
2   BG Klinikum Duisburg gGmbH, Duisburg
,
A Praetorius
2   BG Klinikum Duisburg gGmbH, Duisburg
,
T Ohmann
2   BG Klinikum Duisburg gGmbH, Duisburg
,
C Schoepp
2   BG Klinikum Duisburg gGmbH, Duisburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung In der Literatur und in der Praxis ist die Nachbehandlung einer vorderen Kreuzbandplastik (VKB-Plastik) oft mit der Anwendung einer Hartrahmenorthese verknüpft. Diese soll das Transplantat schützen und die Re-Ruptur-Rate nach VKB-Plastik senken. Der Einsatz einer Orthese wird in der Literatur allerdings kontrovers diskutiert. Diese scheint den Patienten ein subjektives Sicherheitsgefühl zu geben, es wird aber auch eine größere Muskelatrophie beschrieben. Somit stellt sich die Frage, welchen Wert eine Hartrahmenorthese für die Nachbehandlung nach isolierter VKB-Plastik mittels Hamstringsehnen hat. Im Rahmen dieser klinischen Studie sollen die Ergebnisse einer temporären orthetischen Versorgung mit den Resultaten einer orthesenfreien Rehabilitation verglichen werden.

Methodik Klinisch prospektiv-randomisierte Studie mit 117 Patienten (Ø Alter 32,4 ± 11,3 Jahre) nach erstmaliger isolierter VKB-Ruptur. 60 Patienten wurden 6 Wochen mit einer Hartrahmenorthese (Gruppe 1) und 57 ohne Orthese (Gruppe 2) nachbehandelt. In einem Nachuntersuchungszeitraum von einem Jahr wurden die Patienten prä- und postoperativ insgesamt zu fünf Zeitpunkten (6 Wo, 4 Mo, 6 und 12 Mo) untersucht. Primäres Forschungsziel ist der subjektive IKDC 2000. Sekundäre Forschungsziele sind der objektive IKDC 2000, der Lysholm Knee Score, der Tegner Aktivitätsscore, die Erfassung der Lebensqualität (SF 36), isokinetische Krafttests, Arthrometer Messungen sowie Sprung- und Lauftests. Ausschlusskriterien waren eine ausgeprägte Gonarthrose (Kellgren und Lawrence 3 und 4), eine additive Meniskusnaht, Knorpelersatzverfahren und ein adipöses Körpergewicht mit einem Body Mass Index über 35. Die Ergebnisse beider Gruppen werden statistisch auf Äquivalenz überprüft.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Im follow-up Zeitraum von 12 Monaten zeigt sich in beiden Nachbehandlungsgruppen eine Verbesserung im subjektiven IKDC bis hin zu sehr guten Ergebnissen. Zwischen beiden Gruppen lässt sich kein signifikanter Unterschied (Effektstärke (ES) -0.187; 95% CI der ES: -0.407 bis 0.053) nachweisen. Weiterhin kann auch für den subjektiven Lysholm Score kein signifikanter Unterschied der beiden Gruppen festgestellt werden (ES -0.290; 95% CI der ES: -0.712 bis 0.133). Das isokinetische Kraftdefizit der Knieextensoren bei 60°/s Bewegungsgeschwindigkeit lag nach 12 Monaten in Gruppe 1 bei 15% ± 15, in Gruppe 2 bei 19% ± 20. Somit ergibt sich auch hier kein signifikanter Unterschied (ES 0,219; 95% CI der ES: -0.239 bis 0.675).

In der Rehabilitation nach VKB-Plastik mittels Hamstringsehnen zeigt sich zwischen den Nachbehandlungsmethoden mit und ohne Orthese kein signifikanter Unterschied bezüglich der von uns gemessenen Parameter. Somit sind beide Nachbehandlungsmethoden dieser Arbeit als äquivalent anzusehen. Diese Äquivalenz konnte erstmalig durch diese klinische Studie für ein klar definiertes Kollektiv nachgewiesen werden. Daher kann nach unserer Auffassung eine Nachbehandlung mit Hartrahmenorthese nach isolierter VKB-Plastik unterbleiben.

Stichwörter Knie; vordere Kreuzbandplastik; vorderes Kreuzband; VKB; Orthese; Rehabilitation



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Article published online:
15 October 2020

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