Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S32
DOI: 10.1055/s-0040-1717265
Vortrag
DKOU20-156 Allgemeine Themen>26. Freie Themen

Wertigkeit der computertomografischen Diagnostik von intraabdominalen Blutungen bei Patienten mit präexistentem Aszites

I Weiß
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Unfallchirurgie, Regensburg
,
A Mayr
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Unfallchirurgie, Regensburg
,
L-M Dendl
2   Universitätsklinikum Regensburg, Institut für Röntgendiagnostik, Regensburg
,
V Alt
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Unfallchirurgie, Regensburg
,
A Ernstberger
3   Klinikum Osnabrück, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Osnabrück
,
M Kerschbaum
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Unfallchirurgie, Regensburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung In der Diagnostik von intraabdominalen Blutungen nach stumpfem Bauchtrauma stellt die Computertomografie (CT) eine weitverbreitete und wichtige Bildgebungstechnologie dar. Die vor der Ära der CT häufig angewendete Diagnostische Peritoneallavage (DPL) findet durch die ubiquitäre Verfügbarkeit von Sonografie und CT kaum noch Gebrauch. In der CT wird eine Dichtebestimmung, gemessen in sogenannten Hounsfield Units (HU), genutzt, um zwischen verschiedenen Typen von Flüssigkeitsansammlungen differenzieren zu können. Es ist bekannt, dass diese Dichtemessung durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Eine fälschliche Annahme der Richtigkeit der gemessenen HU-Werte und infolgedessen Übersehen einer akuten intraabdominalen Blutung kann schwerwiegende Folgen haben. Frage der vorliegenden Studie ist es, ob die CT-Bildgebung reinen Aszites von einer intraabdominalen Blutung bei Patienten mit präexistentem Aszites unterscheiden kann.

Methodik Für die experimentelle Studie wurden in der klinischen Routine Aszites und Blut eines Patienten sowie Blutproben von zwei weiteren blutgruppenkompatiblen Spendern gewonnen. Anschließend wurden drei Verdünnungsreihen hergestellt, indem die drei Blutproben in zehn Stufen schrittweise mit Aszites verdünnt wurden (Blut-Aszites-Verhältnis von 1:1 bis 1:1024). Alle Proben (Aszites, drei Vollblutproben, drei Verdünnungsreihen à zehn Stufen) wurden in Mikroreaktionsgefäße pipettiert und einer laborchemischen sowie computertomografischen Analyse unterzogen. In der CT erfolgten Messungen zu drei Zeitpunkten (t0=0 h; t1=1 h; t2=2 h) mit einer Schichtdicke von 5 mm. In den gewonnenen Datensätzen wurden dann Dichtemessungen mit HU in

festgelegter Höhe (R1=1 cm; R2=2 cm) vom Boden der Mikroreaktionsgefäße und definierter Größe der Messregion (25 mm2) in der Koronarebene durchgeführt. Anschließend wurde geprüft, inwieweit Dichteunterschiede (HU) zwischen Blut, Aszites und den Verdünnungsstufen detektiert werden können.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Es konnten signifikante Unterschiede zwischen Vollblut und reinem Aszites detektiert werden (Aszites (HU): 13±2 vs. Vollblut (HU): 36±6; p < 0,05). Ab einem Mischungsverhältnis von Blut zu Aszites von 1:4 (entspricht einer Hämoglobin-Konzentration von 3,6 g/dL) konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen dem Aszites-Blut-Gemisch und reinem Aszites detektiert werden (p≥0,05). Die Dichtemessungen wurden insbesondere vom

Ausgangshämoglobinwert, dem Messzeitpunkt (t0-2) und dem Messort (R1-2) (p < 0,05) beeinflusst.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Messung der HU im Rahmen der CT nicht ausreichend ist, um bei präexistentem Aszites eine intraabdominale Blutung sicher auszuschließen. Die CT ist bei diesem speziellen Patientenklientel (präexistenter Aszites) und bei klinischem Verdacht auf eine Blutung kein geeignetes und sicheres Diagnostikum.

Stichwörter Trauma, Aszites, CT, intraabdominale Blutung



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Article published online:
15 October 2020

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