Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S40
DOI: 10.1055/s-0040-1717282
Vortrag
DKOU20-189 Allgemeine Themen>20. Rehabilitation

Ein neues sensorbasiertes Messprotokoll zur Sturzrisikoerkennung bei geriatrischen Heimbewohnern

B Braun
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg
,
W Unger
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg
,
M Orth
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg
,
S Herath
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg
,
M Rollmann
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg
,
T Pohlemann
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung Stürze sind neben den persönlichen Folgen auch ein bedeutsamer sozioökonomischer Faktor (Siracuse AmJSurg 2012). Die frühzeitige Erkennung von sturzgefährdeten Patienten ist daher entscheidend, insbesondere, wenn es sich um Heimbewohner mit erhöhter Morbidität handelt (Botwinick ArchGerontGer 2016). Auch wenn es bereits verschiedene experimentelle Ansätze zur Risikobestimmung gibt (Bautmanns Gait Posture 2010), hat sich in der Breite bis dato noch kein Messsystem durchgesetzt. Die Nutzung neuer, mobiler Ganganalyse zu diesem Zweck liegt nahe (Braun Injury 2019). Ziel der Studie ist es daher ein neues druckmesssohlen-basiertes Messprotokoll vorzustellen, die Akzeptanz und Durchführbarkeit, sowie die prospektive Sturzrisikobestimmungskapazität zu testen und an einer ganggesunden Probandengruppe zu validieren.

Methodik Im Rahmen einer prospektiv beobachtenden Studie wurde bei Heimbewohnern mit einem Alter über 75 Jahren eine einwöchige, kontinuierliche Messung mit einer Ganganalysesohle (Open Go, Moticon ReGo AG, München) durchgeführt. Zusätzlich wurden klinische Assessments durchgeführt (Tinetti, Dynamic Gait Index, Timed Up and Go). Die Sturzereignisse 6 Monate nach der Messung wurden erhoben und statistisch analysiert (deskriptive, vergleichende Statistik, ROC-Analyse) um Cutoff Werte zu identifizieren. Diese wurden im Nachgang an Ganggesunden Probanden gestestet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt konnten 22 geriatrische Probanden mit einem Durchschnittsalter von 88,2 Jahren (range 78 - 100) in die Studie eingeschlossen werden. Im Schnitt konnten pro Proband 6,7 Tage Gangdaten bei einer Compliance von 81,8% aufgezeichnet werden. Insgesamt waren 15 Faller unter den Probanden. Zwischen den Patientengruppen Faller und Non-Faller zeigten sich verschiedene signifikante Unterschiede im Gangverhalten. Aus diesen konnten mittels ROC Analyse Cutoff Werte für ein Sturzrisiko in den kommenden 6 Monaten abgeleitet werden (Abb.1). Eine Kontrollgruppe aus jungen ganggesunden Probanden konnte die Ergebnisse bestätigen.

Das vorgestellte Messprotokoll erlaubt grundsätzlich die Unterscheidung zwischen Patienten mit mindestens einem Sturzereignis (Faller) und Patienten ohne (non-Faller). Cut-Off Werte konnten bestimmt und überprüft werden. Die Technik stellt eine einfach durchzuführende und mit wenig zeitlichem als auch wirtschaftlichem Aufwand verbundene Methode zur Erkennung eines erhöhten Sturzrisikos dar. Durch das Erkennen eines Risikobewohners können vorhandene Präventionsmöglichkeiten auf diesen zugeschnitten und so das individuelle Risiko gesenkt werden (Gillespie Cochrane 2012).

Stichwörter Sturzrisikoerkennung, Altersmedizin, Prävention



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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