Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S49
DOI: 10.1055/s-0040-1717301
Vortrag
DKOU20-232 Allgemeine Themen>26. Freie Themen

Die operative Therapie von Beckenring- und Acetabulumfrakturen bei älteren Patienten führt nicht zwangsläufig zur höheren Komplikationsrate

L Gericke
*   präsentierender Autor
1   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig
,
A Fritz
1   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig
,
G Osterhoff
1   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig
,
C Josten
1   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig
,
JKM Fakler
1   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig
,
A Höch
1   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig
› Author Affiliations
 

Fragestellung Trotz der steigenden Zahl an osteoporotischen Beckenring- und Acetabulumfrakturen während der letzten zwei Jahrzehnte, besteht weiterhin Uneinigkeit bezüglich der optimalen Therapie, vor allem hinsichtlich der potenziellen Komplikationen.

Diese Studie vergleicht deshalb die Komplikationsrate und die Krankenhausmortalität zwischen konservativer Therapie, perkutanen Eingriffen und offener Reposition und interner Fixation (ORIF) von Beckenring- und Acetabulumfrakturen.

Methodik Alle Patienten über 65 Jahren, die aufgrund einer Beckenring- und/oder Acetabulumfraktur zwischen Januar 2013 und Dezember 2017 behandelt wurden, wurden retrospektiv aus der Datenbank des Instituts identifiziert. Demografische und spezifische Patientendaten wurden mit speziellem Fokus auf die Vorerkrankungen gesammelt. Zusätzlich zu den allgemeinen und chirurgischen Komplikationsraten, wurden die Hospitalisierungsdauer und die Mortalitätsrate zwischen den verschiedenen Behandlungsgruppen verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Von 480 Patienten (Alter: 80,9 ± 7,5 Jahre; 73% Frauen) wurden 245 (51%) konservativ behandelt, 84 (18%) mit perkutanen Verfahren und 151 (31%) mit einer ORIF versorgt.

Bei Betrachtung der allgemeinen Komplikationen unterschied sich die Rate zwischen den Behandlungsgruppen nicht (konservativ: 22,0%; perkutan: 22,6%; ORIF: 23,2%; p=0,978). Ohne Berücksichtigung von Harnwegsinfektionen gab es einen signifikanten Unterschied (p=0,026) mit der niedrigsten Komplikationsrate bei den perkutanen Operationsverfahren.

Chirurgische Komplikationen waren in der Patientengruppe nach ORIF doppelt so häufig wie bei der perkutan versorgten Patientengruppe (19,9% vs. 8,3%; p=0,024). Die geringste Hospitalisierungsdauer wurde bei den konservativ therapierten Patienten beobachtet (9,3 ± 7,9 Tage), gefolgt von den Patienten nach einer ORIF (18,6 ± 12,1 Tage) (p < 0,001). Die Mortalitätsrate im Krankenhaus lag bei 3,8% wobei keine Unterschiede zwischen konservativer (3,3%) und chirurgischer Behandlung auftraten (4,3%) (p=0,109). Die Mortalität war nach einer ORIF (6,6%) signifikant höher als nach einer perkutanen Operation (0%) (p=0,015).

Die Komplikations- und Mortalitätsrate älterer Menschen im Krankenhaus mit Beckenring- oder Acetabulumfrakturen ist hoch und die Behandlung mit einer langen Hospitalisierung assoziiert.

Bei der chirurgischen Therapie dieser Frakturen kann die Komplikations- und Mortalitätsrate durch perkutane Eingriffe signifikant reduziert werden. Demzufolge sollte eine perkutane Operation, wann immer möglich, bevorzugt werden.

Stichwörter Beckenfraktur, konservative Therapie; operative Therapie; Komplikationen; Mortalität



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Article published online:
15 October 2020

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