Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S53
DOI: 10.1055/s-0040-1717308
Vortrag
DKOU20-249 Allgemeine Themen>25. Wirbelsäule

Zunehmende Geriatrisierung des Patientenkollektives in der Wirbelsäulentraumatologie

TM Heintel
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
R Wagner
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
F Gilbert
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
MC Jordan
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
H Jansen
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
R Meffert
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung Der demografische Wandel macht sich auch in der klin. Medizin zunehmend bemerkbar. Der relative Anteil älterer Pat. nimmt immer weiter zu, ein Phänomen, über dessen Auswirkungen auf das Pat.-Kollektiv in der Wirbelsäulentraumatologie bisher kaum belastbare prospektive Daten existierten.

Methodik Seit 09/1994 werden im Zentrum der Maximalversorgung der Autoren sämtliche operativen Eingriffe bei Verletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule u.a. hinsichtlich Pat.-Alter, Geschlecht, Fraktur-Lokalisation und Klassifikation, Art der Versorgung, Komplikationen etc. prospektiv erfasst. Die Auswertung der Daten erfolgte computergestützt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Zwischen 01/1995 und 12/2018 wurden 3269 Frakturen der thorakolumbalen Wirbelsäule bei 3014 Pat. (1335/44% Frauen und 1679/56% Männer, Ø-Alter 55,5 ± 19,9 Jahre, Altersspanne 10 - 95) prospektiv erfasst. Das Ø-Alter zum Zeitpunkt der Versorgung stieg von 37,8 ± 13,9 zu Beginn der Erfassung 1995 sukzessive auf zuletzt 60,9 ± 23,8 Jahre an.

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Seit 2010 liegt das Ø-Alter kontinuierlich bei über 60 Jahren. Die Verletzten zeigten eine zweigipflige Altersverteilung mit einem ersten Gipfel zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr und einem wachsenden zweiten Gipfel zwischen 60 und 80 Jahren. Ende der 90er-Jahre lag das Verhältnis von Männern zu Frauen noch bei 2-3:1. Seit 2008 besteht eine weitgehend ausgeglichene Geschlechtsverteilung. Während bei einem großen Teil der älteren Verletzten die Osteoporose verbunden mit einem Sturz aus Körperhöhe kausal im Vordergrund standen, waren die Verletzungen der unter 50-Jährigen meist auf Hochrasanztraumata oder Stürze aus größerer Höhe zurückzuführen. Verbunden waren die festgestellten epidemiologischen Veränderungen mit einer Zunahme spezifischer Verletzungen des älteren Menschen. So kam es im Erfassungszeitraum zu einer mehr als Verzehnfachung von Hyperextensionsverletzungen bei Pat. mit ankylosierenden Erkrankung. Die weitere Analyse der Daten zeigte, dass die Geriatrisierung des Pat.-Kollektives nicht alleine auf den demographischen Wandel zurück geführt werden kann. Größere Zunahmen des Ø Pat.-Alters fanden sich immer in Zusammenhang mit der Einführung neuer, an das alternde Kollektiv angepasster Operationsmethoden (Hybrid-Instrumentierung, PMMA-Augmentation der Schrauben, minimalinvasive Instrumentierung).

Schlussfolgerungen: Im Erfassungszeitraum von 23 Jahren konnte eine sukzessive Gerontisierung des Pat.-Kollektives in der Wirbelsäulentraumatologie nachgewiesen werden. Diese Veränderungen waren verbunden mit einer zum Teil überproportionalen Zunahme spezifischer Verletzungen des älteren Menschen. Die demographischen Veränderungen der kommenden Jahre werden uns vor zunehmende Herausforderungen stellen.

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Article published online:
15 October 2020

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