Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S54
DOI: 10.1055/s-0040-1717310
Vortrag
DKOU20-251 Allgemeine Themen>26. Freie Themen

Wie verhalten sich die Mortalitäten typischer osteoporotisch bedingter Verletzungen zueinander und mit zunehmendem Alter der Patienten?

A Wiedl
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Augsburg, Unfallchirurgie, Augsburg
,
S Förch
1   Universitätsklinikum Augsburg, Unfallchirurgie, Augsburg
,
E Mayr
1   Universitätsklinikum Augsburg, Unfallchirurgie, Augsburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung Zu den häufigsten osteoporotisch bedingten Verletzungen des alten Menschen zählen unter anderem proximale Femurfrakturen, Wirbelkörperfrakturen und Frakturen der oberen Extremität. Diese sind mit einer erhöhten posttraumatischen Mortalität verbunden (Center et. al 1999). Auf einer alterstraumatologischen Station mit geriatrisch-traumatologischem Comanagement wurde die Sterblichkeit nach oben genannten Verletzungen ermittelt, untereinander und mit der Sterblichkeit der Allgemeinbevölkerung verglichen.

Methodik Wir schlossen über den Zeitraum eines Jahres alle Patienten ein, die auf einer alterstraumatologischen Station behandelt wurden und folgende Verletzungen aufwiesen: proximale Femurfrakturen (PF), Wirbelkörperfrakturen (WK) und Frakturen der oberen Extremität (OE). Im Rahmen eines 2 Jahres-Follow-up’s wurden die Sterbedaten der Patienten ermittelt. Es erfolgte der paarweise Vergleich der frakturbezogenen Sterblichkeiten mittels Cox-Regression zur Bestimmung der Hazard-Ratio (HR). Die altersspezifischen Mortalitäten wurden für die Altersgruppen 71-80, 81-90 und 91-95 bestimmt und mittels Fisher’s exact Test verglichen. Unter Zuhilfenahme der Daten des statistischen Bundesamtes erfolgte die Berechnung der altersspezifischen Mortalitätsraten (ASMR) und der dazugehörigen 95% CI-Intervalle.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Es wurden für PF 240, für WK 96 und für OE 127 Patienten im Follow-up erfasst. Die 1- und 2-Jahres-Mortalitäten berechneten sich wie folgt: PF: 29,6% bzw. 42,9%, WK: 29,2% bzw. 36,5%, OE: 20,5% bzw. 34,6%. Im paarweisen Vergleich der Sterblichkeiten zueinander bestanden keine signifikanten Unterschiede. Die HR betrug für PF:WK 0,95 (0,619-1,456), für PF:OE 1,27 (0,854-1,885) und für WK:OE 1,25 (0,756-2,057). Im Vergleich der Altersgruppen zeigte sich nach WK und PF ein deutlicher Trend zur höheren Sterblichkeit der älteren Patientengruppen. Für PF lag eine signifikant höhere

2-Jahres-Mortalität der ältesten gegenüber der jüngsten Patientengruppe vor (60,4% vs. 22,5%) (p=0,028). Selbiges galt für die 2-Jahres-Mortalität nach WK (70% vs. 14,3%) (p=0,033). Interessanterweise änderte sich im analogen Vergleich die mit OE assoziierte Sterblichkeit praktisch kaum mit zunehmendem Alter (40,9% vs. 31,1%) (p=0,784). Insgesamt nahm die ASMR mit zunehmendem Alter für alle Frakturformen ab, was einer Angleichung des Sterberisikos an das der Allgemeinbevölkerung entspricht. Lagen die ASMR’s nach zwei Jahren für die jüngsten Patienten für PF bei 3,94 (1,36-5,52), für WK bei 2,51 (0,05-4,97) und für OE bei 5,87 (2,04-9,70), betrugen sie bei den ältesten Patienten für PF 1,60 (1,02-2,18), für WK 1,77 (0,46-3,08) und für OE 1,05 (0,36-1,74).

Die frakturbezogenen Sterblichkeiten waren untereinander vergleichbar. Im Gegensatz zur Literatur fiel eine deutlich höhere Mortalität nach Frakturen der oberen Extremität auf. Obwohl höhere absolute Sterblichkeiten mit zunehmendem Alter vorlagen, verringerte sich gleichzeitig das relative Sterberisiko der Patienten.

Stichwörter osteoporotische Frakturen, Mortalität, proximale Femurfraktur, Wirbelkörperfraktur, Frakturen der oberen Extremität, altersspezifische Mortalitätsrate, Allgemeinbevölkerung



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Article published online:
15 October 2020

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