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DOI: 10.1055/s-0040-1717312
Einfluss von Alter, Geschlecht und Nebenerkrankungen auf das Outcome bei Pseudarthrosen der oberen Extremität
Fragestellung Pseudarthrosen (PSA) stellen eine schwerwiegende Komplikation der Unfallchirurgie dar. Als Klassifikationssystem haben Calori et al. 2008 den NUSS (Non-Union Scoring System) entwickelt. Dieser enthält neben radiologischen Charakteristika, wie Weber/Cech Klassifikation (1976) auch Laborwerte, Weichteilstatus und mögliche Risikofaktoren (RF) wie Alter, Diabetes (Dm), Rauchen. Weiterhin leitet er Therapieempfehlungen anhand von Risikogruppen (RG) ab. Ziel dieser Arbeit war es, den NUSS für die bisher ungeprüften PSA der oberen Extremität (oEx) zu validieren, die nach NUSS empfohlene mit der durchgeführten Therapie (Th) zu vergleichen und entsprechende RF zu evaluieren.
Methodik Anhand der PSA-Datenbank (>1100 Pat) unserer unfallchirurgischen Klinik (Level I Traumacenter) wurden bis 2019 312 Pat mit PSA oEx (Clavicula, Humerus, Radius, Ulna) operativ versorgt und für diese retrospektive Studie identifiziert. Es wurden sämtliche Informationen des klinischen Verlaufs nach initialem Trauma bis zur Ausheilung/Abschluss, sowie PSA-Art (Weber/Cech), Nebenerkrankungen, Laborwerte und Medikamente erfasst. Outcome-Parameter waren u.a. das Ausheilungsergebnis, der Zeitraum bis zur Heilung (HZ, in Monaten (M)) und die Art und Anzahl der operativen Revisionseingriffe. Ein Vergleich der RG wurde bei vollständigem NUSS durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Von den insg. 312 Pat mit PSA oEx waren 196 (62,8%) männlich und 116 (37,2%) weiblich. Es ließen sich 136 (43,6%) atrophe, 82 (26,3%) oligotrophe und 93 (29,8%) hypertrophe PSA identifizieren. Während die PSA-Subtypen im gleichen Verhältnis an der Clavicula auftraten, waren am prox. aber auch am gesamten Humerus atrophe PSA (67; 59,8%) gehäuft. Bei 287 Pat wurde der NUSS vollständig erhoben (RG-1 29,6%; RG-2 62,7%; RG-3 7,7%; RG-4 0%). In 53 Fällen (18,5%) wurde eine weniger intensive, in 81 (28,2%) die gleiche, in 153 (53,3%) eine intensivere Th durchgeführt als die empfohlene NUSS-Th. Sowohl bei gleicher als auch bei intensiverer Behandlung wurde ein gutes Heilungsergebnis erreicht (gleiche Th: Ausheilung 98,4%, HZ ø 10,85M; intensivere Th: Ausheilung 91%, HZ ø 9,22M). Die 312 Pat wiesen einen Altersdurchschnitt von 50,0 Jahren (18,2 - 87,3J) auf. Es zeigte sich eine zweigipflige Verteilung bei Frauen mit einem Peak in der Postmenopause (> 50J). Ältere Frauen (äF) hatten die kürzeste HZ (ø 9,58M), jüngere Frauen (jF) die längste (ø 10,87M), wohingegen ältere Männer (äM) eine längere HZ (ø 10,53M) aufwiesen als junge Männer (jM) (ø 9,95M). Die Ausheilungsrate lag bei äF bei nur 84,13%, im Gegensatz zu jF mit 94,12% (jM 90,53% vs äM 86,89%). Dm als RF war bei äF mit 24% ausgeprägt (jF 2,4%, äM 15,8%, jM 3,3%). Bzgl Rauchen zeigte sich bei jM die höchste Rate mit 41,7% (äM 30,3, jF 29,3%, äF 16%).
Zusammenfassend zeigt sich bei jungen Pat Rauchen als RF, bei älteren eher Dm. Insg. ist die Ausheilungsrate bei ältere Pat geringer und sollte im Zuge des demographischen Wandels zukünftig mehr berücksichtigt werden.
Stichwörter Pseudarthrose, obere Extremität, Risikofaktoren, Alter, Rauchen, Diabetes, NUSS
Publication History
Article published online:
15 October 2020
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Georg Thieme Verlag KG
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