Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S65-S66
DOI: 10.1055/s-0040-1717333
Vortrag
DKOU20-304 Schwerpunktthemen>11. Register in O&U

Traumamanagement schwangerer Patientinnen - eine retrospektive Multicenterstudie, basierend auf dem Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (TraumaRegister DGU®)

A Weißleder
*   = präsentierender Autor
1   Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Praxis für Frauenheilkunde & Geburtshilfe Jena, Ulm
,
C Jost
2   Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Ulm
,
A Egbe
3   Praxis für Frauenheilkunde & Geburtshilfe Jena, Jena
,
D Beinkofer
4   Bundeswehrkrankenhaus Westerstede, Westerstede
,
P Lang
2   Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Ulm
,
R Lefering
5   Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Universität Witten/Herdecke, Köln
,
M Kulla
2   Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Ulm
› Author Affiliations
 

Fragestellung Der Versorgung schwangerer Traumapatientinnen stellt das interdisziplinäre Team vor zusätzliche Herausforderungen. Ziel unserer Studie war es erstmalig Daten zu schwangeren, schwerstverletzten Traumapatientinnen für Deutschland, Österreich und der Schweiz aus dem Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie® zu erheben und die Unterschiede zu nichtschwangeren Traumapatientinnen in der prähospitalen und frühen klinischen Versorgungsphase zu beschreiben.

Methodik Wir führten eine retrospektive Datenanalyse aus dem TraumaRegister DGU® der Jahre 2015-2017 durch (TR-DGU-Projekt-ID: 2018-015, pos. Votum der Universität Ulm Antrag-Nr. 45/19). Die Daten wurden deskriptiv als Mittelwert (MW) bzw. Medianwerte ausgewertet. Für ausgewählte Merkmale wurde ein 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] berechnet. Zusätzlich werden zu Kongressbeginn die Daten des Jahres 2018 vorgestellt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Zur Auswertung kamen 3597 Datensätze, von denen 697 aufgrund fehlender Angaben ausgeschlossen wurde. In 79 Fällen (2,7 % [2,1-3,3]) waren die Patientinnen schwanger. Gemäß Berlin-Definition erfüllten 10,1 % [3,5-16,8] der Schwangeren die Kriterien eines Polytraumas (ISS 11,4 Punkte). Die im Mittel 28 Jahre alten Frauen erlitten am häufigsten ein Trauma infolge eines Verkehrsunfalls. Eine Beckenschlinge wurde bei schwangeren Frauen im prähospitalen Setting, in weniger Fällen angelegt (4,2 % [0-8,9] vs. 11,2 % [9,9-12,5]). Ebenso wurde diese Gruppe nur in 11,3 % [3,9-18,6] endotracheal intubiert (vs. 20,1 % [18,4-21,7]). Innerklinisch wurde bei schwangeren Patientinnen nur in 32,9 % [21,7-42,4] der Fälle (vs. 78,9 % [77,2-80,6]) eine Ganzkörper-Computerthomoraphie (GK-CT) durchgeführt. Infolge des Traumas verstarben 3,8 % [0-8,0] der Schwangeren (vs. 3,4 % [2,7-4,2]).

Das prähospitale und frühe klinische Management unterscheidet sich bei schwangeren Patientinnen klinisch relevant. Weitere Untersuchungen zu Daten bezüglich des fetalen Outcomes wären wünschenswert, um ein adaptiertes Versorgungsmanagement für beide Patienten zu evaluieren.

(Die Bereitstellung der Daten erfolgte durch das TraumaRegister DGU®. Auswertung und Interpretation liegen in der Verantwortung des Autors und haben den abschließenden Reviewprozess des TraumaRegister DGU® noch nicht durchlaufen.)

Stichwörter Schwangerschaft; Polytrauma, Traumaregister, Traumamanagement, Notfallmedizin



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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