Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S68
DOI: 10.1055/s-0040-1717337
Vortrag
DKOU20-311 Allgemeine Themen>26. Freie Themen

Verlust des Vitamin-D-Rezeptors (VDR) in Brustkrebszellen fördert die Metastasierung in den Knochen

K Horas
*   = präsentierender Autor
1   Orthopädische Klinik, König-Ludwig-Haus Würzburg, Universität Würzburg, Würzburg
,
M Abraham
2   Bernhard Heine Centrum für Bewegungsforschung, Universität Würzburg, Würzburg
,
R Ebert
2   Bernhard Heine Centrum für Bewegungsforschung, Universität Würzburg, Würzburg
,
M Weißenberger
1   Orthopädische Klinik, König-Ludwig-Haus Würzburg, Universität Würzburg, Würzburg
,
G Maier
3   Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Pius-Hospital, Carl-von-Ossietzky-Universität, Oldenburg
,
B Holzapfel
1   Orthopädische Klinik, König-Ludwig-Haus Würzburg, Universität Würzburg, Würzburg
,
M Rudert
1   Orthopädische Klinik, König-Ludwig-Haus Würzburg, Universität Würzburg, Würzburg
,
F Jakob
2   Bernhard Heine Centrum für Bewegungsforschung, Universität Würzburg, Würzburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung Bis zu 70 % der an Brustkrebs erkrankten Patienten entwickeln in ihrem Krankheitsverlauf Knochenmetastasen. Unter klinischen Gesichtspunkten bedeutet das Auftreten von Knochenmetastasen in der Regel einen Wechsel vom kurativen zum palliativen Therapieansatz.

Wir konnten kürzlich in einem umfangreichen Mausmodell für Knochenmetastasen zeigen, dass der Verlust des

Vitamin-D-Rezeptors (VDR) in Brustkrebszellen die Zellinvasivität fördert und die knöcherne Metastasierung signifikant steigert. Ziel dieser Studie war es in einem translationalen Ansatz Gewebeproben von Patienten mit Mammakarzinom, die im Verlauf Knochenmetastasen entwickelt haben, hinsichtlich der VDR-Expression im Primärtumor sowie in der korrespondierenden Knochenmetastase zu untersuchen.

Methodik Gewebeproben von 15 Patienten mit Mammakarzinom, die im Krankheitsverlauf Knochenmetastasen entwickelt hatten, konnten histologisch untersucht werden. H&E Färbungen sowie immunhistochemische Untersuchungen für GATA3, CAM5.2 (tumor-spezifisch) und den VDR wurden durchgeführt. Bei jedem Patienten konnte das Gewebepaar (Mammakarzinom & Knochenmetastase) erfolgreich gefärbt und die VDR-Expression anhand eines etablierten Verfahrens bewertet und eingeteilt werden (verblindet). Die Ergebnisse wurden mit Patientendaten wie beispielsweise Hormonrezeptorstatus und Prognose korreliert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Die Untersuchungen zeigten eine hochsignifikante Verminderung der VDR-Expression in Knochenmetastasen im Vergleich zu den korrespondierenden Primärtumoren. Insbesondere war neben der Färbeintensität auch die Gesamtzahl der gefärbten Zellen für den VDR in Knochenmetastasen signifikant vermindert(p < 0.0001 für beides).

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Abb. 1 VDR-Färbung (braun) in Primärtumor (A) und korrespondierender Knochenmetastase (B). Färbeintensität (C) und Prozentzahl VDR-positiver Zellen (D) Vergleich Primärtumor und Knochenmetastase

Schlussfolgerung Zusammen mit unseren präklinischen Untersuchungen zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass der Verlust des VDR auch beim Menschen in Brustkrebszellen die knöcherne Metastasierung begünstigt. Insgesamt konnte eine starke Korrelation zwischen sowohl der VDR-Expression von Tumoren und dem Tumorwachstum als auch der Metastasierung und der Prognose von Patienten festgestellt werden.

Der Verlust des VDR stellt somit einen entscheidenden Wendepunkt in der Onkogenese dar, bei dem es durch eine gesteigerte Zellinvasivität zu einer Ausbildung von Knochenmetastasen kommt. Durch die Ergebnisse dieser Untersuchung lassen sich Unstimmigkeiten in vorigen klinischen Studien zur Korrelation des Vitamin-D-Spiegels und dem Krankheitsverlauf von Patienten mit Mammakarzinom erklären. Denn hierfür spielt der VDR-Status des Tumors eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus wäre eine routinemäßige histopathologische Untersuchung der VDR-Expression in Mammakarzinomen als prognostischer Marker für eine knöcherne Metastasierung denkbar.

Stichwörter Vitamin D, Vitamin-D-Rezeptor, Knochenmetastasen



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Article published online:
15 October 2020

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