Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S69-S70
DOI: 10.1055/s-0040-1717340
Vortrag
DKOU20-316 Allgemeine Themen>19. Polytrauma

Stellenwert der standardmäßigen Abdomen-Kontrollsonographie beim polytraumatisierten Patienten

B Frankewycz
*   = präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg
,
T Bauer
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg
,
F Brennfleck
2   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Regensburg
,
NPB da Silva
3   Universitätsklinikum Regensburg, Institut für Röntgendiagnostik, Regensburg
,
F Zeman
4   Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Studien, Regensburg
,
A Ernstberger
5   Klinikum Osnabrück, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Osnabrück
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die CT-Diagnostik stellt in Deutschland den Goldstandard in der Polytraumadiagnostik dar und ist für Abdomenverletzungen im Rahmen des Polytraumas für die primäre Phase unverzichtbar [1]. Verzögerte abdominelle Blutungen, die primär nicht detektierbar sind oder sich erst sekundär manifestieren, können mit einer hohen Mortalität einhergehen [2,3]. Die S3-Leitlinien sehen eine standardmäßige Abdomen-Kontrollsonographie nicht vor [4], die Datenlage hierzu ist spärlich [5]. Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Stellenwert der Abdomen-Kontrollsonographie beim polytraumatisierten Patienten mit einem unauffälligen Abdominalbefund im Polytrauma-CT zu überprüfen.

Methodik Es erfolge eine retrospektive Datenanalyse des Zeitraums von 07/2007 bis 12/2016 aus dem Klinik-Traumaregister sowie der Klinik-Datenbank. Primäres Einschlusskriterium war ISS ≥16 sowie ein für Abdomenverletzungen negatives Initial-CT (“keine freie Flüssigkeit”, “keine abdominellen Organlazeration nachweisbar”). Es wurden alle

Abdomen-Kontrollsonographie-Befunde der ersten fünf Tage nach Eintreffen im Schockraum extrahiert. Als positiver Befund galt der Nachweis freier Flüssigkeit oder eine sonographisch darstellbare Organläsion. Zusätzlich wurden bei Patienten mit aus anderweitiger Diagnostik auffälligen Befunden die stationären Langzeitverläufe sowie daraus mögliche resultierende Interventionsindikationen untersucht. Als relevante Abdomenverletzungen wurden Patienten mit (I) einer relevanten, konservativ therapierten Abdomentraumadiagnose (entsprechend AIS ≥2) und (II) einer interventionspflichtigen Abdominalverletzung definiert. Die Auswertung erfolgte deskriptiv.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Es wurden 574 Patienten mit einem negativen Initial-CT identifiziert, von denen 260 eine Kontrollsonographie erhalten haben. Grafik 1 zeigt die Ergebnisskonstellationen. Der ISS für die eingeschlossenen Patienten war 36±12. Bei 3 der 260 Patienten führte die Kontrollsonographie zu einer OP-Indikation, bei 11 weiteren wurde eine verzögerte Abdominalverletzung diagnostiziert, die ohne Interventionsbedarf blieb (konservative Therapie/Überwachung).

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Abb. 1 Ergebnisskonstellationen der standardmäßigen Abdomen-Kontrollsonographie

Die Abdomen-Kontrollsonographie führte in 3/260 der Patienten (1,2 %) mit unauffälligem CT zu einer OP-Indikation. Dies ist häufiger als in der Literatur angegeben, was vermutlich mit dem schwerener Grad der Verletzung zusammenhängt [5].

Insbesondere bei schwerverletzen Patienten kann auf Grund anderer Foci oder nicht erkennbarer Klinik eine sekundär auftretende intraabdominelle Blutung leicht übersehen werden [6]. Trotz der niedrigen diagnostischen Güte sollte die

Abdomen-Kontrollsonographie in Häusern der Maximalversorgung Stunden bei Schwerverletzten in Erwägung gezogen werden.

Stichwörter Abdomen-Kontrollsonographie, Abdomentrauma, verzögerte diagnostizierte Läsionen, Polytrauma-CT



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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