Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S79-S80
DOI: 10.1055/s-0040-1717361
Vortrag
DKOU20-353 Grundlagenforschung>32. Implantatassoziierte Infektionen

Der zweizeitige Prothesenwechsel bei Schulterprotheseninfektion - Klinische Ergebnisse und re-infektfreies Implantatüberleben

S Klingebiel
*   = präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster
,
JC Theil
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster
,
G Gosheger
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster
,
KN Schneider
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster
,
T Ackmann
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster
,
C Rickert
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster
,
D Liem
2   Sporthopaedicum Berlin, Berlin
,
D Schorn
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster
› Author Affiliations
 

Fragestellung Periprothetische Infektionen stellen eine gravierende Komplikation in der Schulterendoprothetik dar.

Zur Infektsanierung bestehen dabei verschiedene Therapiekonzepte mit ein- oder zweizeitigem operativem Vorgehen. Ziel dieser Arbeit war es, die klinischen Ergebnisse sowie das re-infektfreie Implantat-Überleben nach zweizeitiger Infektsanierung zu erheben und relevante Einflussparameter zu analysieren.

Methodik Retrospektive Single-Center-Analyse von 15 konsekutiven Patienten (w = 10, m = 5) bei denen zwischen Januar 2010 und Oktober 2019 eine Schulterprotheseninfektion mit einem zweizeitigen Prothesenwechsel behandelt wurde. Das klinische Ergebnis wurde mittels postoperativer ROM, Subjective Shoulder Value (SSV) und dem ROWE-Score gemessen. Zudem wurden mögliche Einflussfaktoren (Rauchen, BMI, Morbidität, Prothesenmodell, Voroperationen) analysiert. Das mittlere Follow-up nach Replantation betrug 30 Monate.

Parametrische bzw. non-parametrische Variablen wurden mittels T-Test bzw. Mann-Whitney U-Test verglichen. Das infektfreie Implantat-Überleben wurde mittels Kaplan-Meier Methode untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Die initiale Prothesen-Implantation erfolgte in elf Fällen aufgrund einer proximalen Humerusfraktur, bei vier Patienten aufgrund prim. Omarthrose/Defektarthropathie. Das mittlere Alter bei Prothesen-Explantation betrug 63,1y - bei Replantation 63,3y. Bei acht Patienten konnte eine konventionelle inverse TEP replantiert werden. Bei drei Patienten wurde eine Hemiprothese mit CTA-Kopf, bei vier Patienten ein inverser proximaler Humerusersatz (Megaprothese) replantiert.

Nach Replantation von konventionellen inversen TEPs lag der SSV beim letzten Follow-up bei 68/100 % und der ROWE-Score bei 65/100 gegenüber 30/100 % (SSV) und 26/100 (ROWE) nach Replantation von Hemiprothesen/inversen Megaprothesen (T-Test: ROWE inverse TEP vs. Hemi-/Megaprothese, p = 0,03; SSV inverse TEP vs. Hemi-/Megaprothese, p = 0,012).

Die ROM war nach Replantation der inversen Prothesen für Abduktion, Flexion und Innen-/Außenrotation signifikant besser (Mann-Whitney U-Test: inverse vs. Hemi-/Megaprothesen Abduktion 75 vs 20 p = 0,001; Flexion 85 vs 20, p = 0,001; Iro 7 vs 30, p = 0,014; Aro 20 vs 7, p = 0,05).

Damit war das klinische Outcome der konventionellen inversen TEPs signifikant besser als nach Replantation von Hemiprothesen mit CTA-Kopf oder inverse Megaprothesen.

Zwei Patienten zeigten eine Reinfektion (13 %). In beiden Fällen war ein proximaler Humerusersatz mit Anbindugsschlauch implantiert.

Die infektfreie Überlebenswahrscheinlichkeit lag bei 81 % zum letzten Follow-up.

Fazit Die Resultate nach infektbedingtem zweizeitigem Schulterporthesenwechsel waren nach Replantation von inversen TEPs gegenüber Hemiprothesen und inversen Megaprothesen signifikant besser.

Das Risiko einer Re-Infektion erscheint nach Replantation von Megaprothesen gegenüber inversen TEPs und Hemiprothesen erhöht. Daher sollte bei entsprechenden anatomischen Voraussetzungen eine Versorgung mit einer inversen TEP angestrebt werden.

Stichwörter Schulterendoprothetik Schulterinfektion periprothetische Infektion zweizeitiger Prothesenwechsel Schulter-TEP Hemiprothese CTA-Kopf inverser proximaler Humerus Megaprothesen



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Article published online:
15 October 2020

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