Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S81
DOI: 10.1055/s-0040-1717364
Vortrag
DKOU20-358 Schwerpunktthemen>11. Register in O&U

Vergleich von offen-operativer, perkutan-operativer und nicht-operativer Behandlung bei geriatrischen gering dislozierten Azetabulumfrakturen - eine Registerstudie

H Ernstberger
*   = präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
P Pieroh
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
A Höch
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
C Josten
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
S Herath
2   Universitätsklinikum des Saarlands, Klinik für Unfall-, Hand- und, Wiederherstellungschirurgie, Homburg
,
G Osterhoff
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Behandlung gering-dislozierter Azetabulumfrakturen bei geriatrischen Patienten wird kontrovers diskutiert. Während diese bei jungen Patienten in der Regel konservativ behandelt werden können, steht bei älteren Patienten eine frühzeitige Mobilisation bei eingeschränkter Fähigkeit zur Teilbelastung im Vordergrund. Therapeutisch stehen offen-operative, perkutan-operative und nicht-operative Verfahren zur Verfügung. Bisher fehlen in der Literatur Vergleiche der drei Behandlungsmethoden hinsichtlich Komplikationsrate und Qualität der Reposition beim älteren Patienten.

Methodik Aus dem Beckenregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (07/2008 bis 03/2018) wurden 608 geriatrische Patienten mit minimal dislozierten Azetabulumfrakturen (≤ 5mm) eingeschlossen und retrospektiv analysiert. 429 wurden konservativ behandelt, 62 perkutan und 117 offen operiert. Analysiert wurden die Komplikationsrate während des Krankenhausaufenthalts, Operations- (OP) spezifische Komplikationen, OP-Dauer, intraoperativer Blutverlust, Hospitalisationsdauer und die Qualität der Reposition.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Sowohl mittels perkutaner als auch offener Operation konnten der Frakturspalt sowie die Frakturstufe signifikant reduziert werden ( ). Dabei erzielten beide OP-Methoden eine vergleichbare Qualität der Reposition. Minimal invasive Therapien zeigten einen

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Abb 1 Vergleich von Frakturspalt und Stufe vor und nach der Behandlung von geriatrischen minimal dislozierten Azetabulumfrakturen; Box Perzentilen 25, 50 (Median), 75; Whisker 1.5x Interquatilsabstand; Kruskal-Wallis-H-TestAbb. 1

signifikant geringeren Blutverlust (perkutan 73 ml; offen 639 ml; p<.001) und eine signifikant kürzere OP-Dauer (perkutan 91 min; offen 169 min; p<.001) als offen-operative. Im Mittel wurden die konservativ behandelten Patienten als erstes entlassen (12.9 d), gefolgt von den perkutan-operativen (16.8 d) und den offen-operativen (23.6 d; p<.001). Die stationären Komplikationsraten nach konservativer (8.4 %) und perkutaner (8.1 %) Therapie waren ähnlich (p=.931), nach offener Operation (22.2 %) jedoch deutlich höher (perkutan p=.017; konservativ p<.001). Nach Adjustierung für die unterschiedliche Liegedauer der Patienten ließ sich der signifikante Unterschied in den Komplikationsraten von offen und perkutan/konservativ jedoch nicht mehr darstellen (p=.758).

Offene operative Verfahren weisen hinsichtlich Wiederherstellung der Gelenkkongruenz bei geriatrischen Patienten mit gering dislozierten Azetabulumfrakturen keinen relevanten Vorteil auf. Perkutane Methoden sind hingegen gegenüber offenen mit geringerem Blutverlust und kürzerer OP- und Krankenhausaufenthaltsdauer assoziiert.

Stichwörter Azetabulumfraktur, geriatrisch, ORIF, perkutan, Komplikationen



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Article published online:
15 October 2020

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