Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S93-S94
DOI: 10.1055/s-0040-1717390
Poster
DKOU20-422 Allgemeine Themen>25. Wirbelsäule

Die propriozeptive Innervation der Fascia thoracolumbalis und ihre klinische Relevanz bei Patienten mit Rückenschmerzen

R Terzis
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Anatomie 1, Düsseldorf
,
T Filler
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Anatomie 1, Düsseldorf
,
T Frankewitsch
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Anatomie 1, Düsseldorf
,
R Bostelmann
2   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Neurochirurgie, Düsseldorf
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Fascia thoracolumbalis ist die größte Aponeurose des menschlichen Körpers und erstreckt sich über die thorakale und lumbosakrale Region des Rumpfes. Trotz ihrer erheblichen biomechanischen Relevanz, ist die Studienlage zur Innervation unzureichend und widersprüchlich. Um ein besseres Verständnis über die Entwicklung chronischer Rückenschmerzen zu erlangen, ist eine systematische Analyse der Faszie auf histologischer Ebene unabdingbar.

Methodik In dieser histologischen Studie, haben wir insgesamt 60 Präparate von 10 Körperspenden, an vorher durch die Literatur definierten Stellen, qualitativ und quantitativ auf nervale Strukturen untersucht. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf die Höhe der 4. & 5. Lendenwirbelkörper gesetzt, da diese Region die höchste Inzidenz für Rückenschmerzen aufweist. Verwendet wurden Immunhistochemien gegen pNFM, Tyrosin-Hydroxylase und PGP9.5. Die angefärbten Präparate wurden mit Hilfe von Bildverarbeitungssoftware nach einem einheitlichen Algorithmus ausgewertet und die Verteilung innervierter Areale schematisch dargestellt.

Zusätzlich wurde auch ein Übersichtsfärbung mit EvG angefertigt, um Aufbau und Struktur der Faszie analysieren zu können.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Es zeigt sich ein ausgeprägtes Netzwerk an demaskierten Nervenfasern in den Färbungen mit allen 3 Antikörpern, wobei PGP9.5 und pNFM alle nervalen Strukturen markieren und Tyrosin-Hydroxylase vegetative Nervenfasern davon differenziert.

Zusätzlich wurden auch Golgi-Sehnenorgane identifiziert, welche unmittelbar in der Faszie liegen und zu dieser in Serie geschaltet sind. Außerdem gibt es deutliche individuelle Unterschiede hinsichtlich Ausprägung und Kompaktheit der Fascia thoracolumbalis zwischen den Körperspenden.

Die Ergebnisse lassen auf eine ausgeprägte propriozeptive Innervation der Fascia thoracolumbalis schließen. Da neben vegetativen Fasern, sensorische und solche aus Golgi-Sehnenorgane auftreten, liegt es nahe, dass die Faszie Informationen über Position und Bewegung im Raum zu vermitteln mag und Schmerzen wahrnehmen kann. Eine Störung dieses Systems könnte gleichermaßen zu schmerzhaften Missempfindungen als auch Fehlhaltungen führen.

Es ist daher neben einer relevanten Propriozeption, auch von vegetativer und nozizeptiver Innervation der Faszie auszugehen. Betrachtet man ihre anatomische Ausdehnung über die gesamte dorsale Rückenmuskulatur und die damit zusammenhängende biomechanische Wichtigkeit, ist es in der Synopse der neuen Erkenntnissen notwendig, die Fascia thoracolumbalis vermehrt in Diagnostik und Therapie von chronischen Rückenschmerzen einzubinden.

Stichwörter proprioception fascia thoracolumbalis back pain



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Article published online:
15 October 2020

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