Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S99-S100
DOI: 10.1055/s-0040-1717404
Poster
DKOU20-444 Allgemeine Themen->19. Polytrauma

Präklinisch intubierte Traumapatienten - Was wissen wir über das Auftreten einer Pneumonie?

M Niemeier
*   präsentierender Autor
1   BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum
,
C Waydhas
1   BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum
,
TA Schildhauer
1   BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum
,
U Hamsen
1   BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum
› Author Affiliations
 

Fragestellung Unsere Studie soll zeigen, ob sich anhand des Erregerspektrums im Trachealsekret (TS) präklinisch intubierter Polytraumapatienten etwas über das Auftreten einer Pneumonie vorhersagen lässt.

Methodik Im Zeitraum von Juni 2016 bis Juni 2019 untersuchten wir die Trachealsekrete aller präklinisch intubierten Traumapatienten mit einem ISS >9, die in unser Traumazentrum eingeliefert wurden. Die erste Probenentnahme erfolgte während des Aufnahmescreenings auf der Intensivstation Es wurden regelmäßige Verlaufskontrollen durchgeführt. Das Auftreten einer Pneumonie wurde dokumentiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Ergebnisse Im genannten Zeitraum wurden 100 präklinisch intubierte Polytraumapatienten in unserer Abteilung aufgenommen. Der durchschnittliche ISS betrug 32,2 (min: 9 max: 75). Bei 75 Patienten handelte es sich um Primäraufnahmen, 25 Patienten wurden innerhalb von 24h zuverlegt. Das Auftreten einer Pneumonie in Abhängigkeit des primären Erregernachweises ist in [Abb. 1] dargestellt. Die Pneumonie entwickelte sich im Median nach 11 Tagen (MW=27,7 ± 39). Bei 3 Patienten (50%) mit primär positivem Screening wurden die nachgewiesenen Erreger nach Manifestation der Pneumonie erneut nachgewiesen. Bei diesen Erregern handelte es sich um gramnegative Stäbchen und Pilze (E.coli, Pseudomonas aeroginosa, Citrobacter koseri, 2x Candida albicans).

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Abb. 1: 30% (6/20) Pneumonie bei positivem Erregernachweis, 27,5% (22/80) bei neg. Erregernachweis. OR=1,13 (0,39-3,31), p =0,82; n. s.

Diskussion Interessant an unserer Auswertung sind folgende Punkte:

  • 20% der vom Notarzt intubierten Traumapatienten wiesen einen positiven Erregernachweis im TS auf.

  • Das Keimspektrum entspricht eher den bekannten Erregern einer nosokomialen Pneumonie als einer ambulant erworbenen. Eine Pneumonie trat in beiden Patientengruppen ungefähr gleich häufig auf (30,0% gegenüber27,5%). Es ergibt sich eine odds ratio von 1,13 (0,39-3,31), p =0,82; n. s.

  • Die primär nachgewiesenen Erreger sind nicht zwangsläufig Pneumonieerreger

  • Zum Auftreten einer Pneumonie kam es bei unseren Patienten im Median bei 11 Tagen und damit 5 bis 6 Tage später als es die Literatur erwarten lässt.

Schlussfolgerung Unsere Ergebnisse zeigen, dass der primäre Erregernachweis im Trachealsekret eines Traumapatienten nicht als prädiktiv für das Auftreten einer Pneumonie, denn Zeitpunkt derselben oder den zugrundeliegenden Erreger angesehen werden kann.

Stichwörter Trauma, Polytrauma, Trachealsekret, Intubation, Pneumonie



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Article published online:
15 October 2020

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