Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S106-S107
DOI: 10.1055/s-0040-1717418
Vortrag
DKOU20-468 Schwerpunktthemen->11. Register in O&U

Die Bedeutung von klavikulären Gelenkverletzungen beim Schwerverletzten - Analysen aus dem TraumaRegister DGU®

S Bakir
*   präsentierender Autor
1   Universitätsmedizin Greifswald, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Greifswald
,
R Lefering
2   Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln
,
L Haralambiev
1   Universitätsmedizin Greifswald, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Greifswald
,
S Kim
3   Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Universitätsklinikum Greifswald, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Greifswald
,
D Gümbel
1   Universitätsmedizin Greifswald, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Greifswald
,
A Ekkernkamp
1   Universitätsmedizin Greifswald, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Greifswald
,
S Schulz-Drost
4   Helios Kliniken Schwerin, Unfallchirurgie/Traumatologie, Schwerin
› Author Affiliations
 

Fragestellung Voruntersuchungen zeigen, dass Klavikulafrakturen (CF) sich als eine Indikatorverletzung beim Schwerverletzten präsentieren, die mit einer erhöhten Gesamtverletzungsschwere und mit relevanten Begleitverletzungen im Bereich des Thorax und der oberen Extremität assoziiert sind. Diesbezüglich sind für die selteneren Verletzungen des Sternoklavikulargelenkes (SCG) und des Akromioklavikulargelenkes (ACG) nur wenige Daten vorhanden. Ob Verletzungen der klavikulären Gelenke (clavicular joint injuries, CJI) in Analogie dazu eine ähnliche Bedeutung beim Schwerverletzten haben, wird durch unsere Studie beantwortet.

Methodik Wir führten eine Analyse aus dem TraumaRegister DGU® (TR-DGU, ID 2018-020) durch. Einschlusskriterium war ein Injury Severity Score (ISS) von mindestens 16. Im TR-DGU wurden die CJI als eine Entität registriert. Die Gruppe der CJI wurde mit der Gruppe von Verletzten mit einer CF verglichen sowie mit einer Kontrollgruppe ohne klavikuläre Verletzung (KG). Der ISS wurde als Parameter für die Gesamtverletzungsschwere betrachtet. Die Begleitverletzungen wurden mittels Abbreviated Injury Scale unterschieden in höher- und mittelgradige Begleitverletzungen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Die Patienten zeigten sich bezogen auf die Gesamtverletzungsschwere im Falle von CJI als weniger schwer verletzt als die KG. Im Vergleich zu Verletzten mit CF, bei denen der ISS höher lag als in der KG, können CJI nicht als Indikatorverletzung für ein schwereres Trauma angenommen werden - CF hingegen schon.

An Begleitverletzungen zeigten sich schwerwiegende thorakale Verletzungen und mittelgradige Verletzungen der Arme häufiger für CJI, während andere Körperregionen seltener betroffen waren. Dies bestätigt unsere Hypothese, dass CJI ein Indikator für spezielle weitere schwere Begleitverletzungen sein können. Die Funktion der Klavikula und ihrer angrenzenden Gelenke als Bindeglied zwischen oberer Extremität und Thorax erklärt diesen Umstand. Begleitverletzungen im Bereich des Schultergürtels sind auch häufiger anzutreffen, wobei insbesondere die des Sternums und der Subclavia-Gefäße vorherrschen, selbst im Vergleich zu CF. Dies ist am ehesten auf höhergradige SCG-Verletzungen zurückzuführen, bei denen sternale und neurovaskuläre Begleitverletzungen beschrieben sind, was deren hohe Komplexität unterstreicht.

Eine Limitierung ist die gemeinsame Registrierung von Verletzungen des SCG und ACG als eine Entität im TR-DGU. Somit sind Schlussfolgerungen auf die Einzelverletzungen nur hypothetisch möglich in Zusammenschau mit weiteren Studien. Ein verzerrtes Bild der CJI zu Gunsten von ACG-Verletzungen könnte durch die deutlich höhere Inzidenz der Luxation des ACG im Vergleich zum SCG entstehen. Daher sollten diese beiden Verletzungsentitäten zukünftig getrennt erfasst werden und prospektive Studien erfolgen, um eine standardisierte Versorgungsstrategie für die Versorgung Schwerverletzter mit den jeweiligen CJI abzuleiten.

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Article published online:
15 October 2020

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